Tradition für Frühaufsteher: Kocherlball am China-Turm

Englischer Garten · Verstärkung für Tanzmeister

Heutzutage feiert das Personal mit Schaumwein und Kuchen...: stilechte Gäste beim Kocherlball. Foto: Archiv

Heutzutage feiert das Personal mit Schaumwein und Kuchen...: stilechte Gäste beim Kocherlball. Foto: Archiv

Englischer Garten · 1904 wurde er aus »Mangel an Sittlichkeit« verboten. Ob die Sittlichkeit inzwischen wieder hergestellt ist, darf bezweifelt werden, der Kocherlball aber ist es: seit 1989 findet der schöne Brauch auf Initiative des städtischen Kulturreferats wieder statt. Und so ist der kommenden Sonntag, 16. Juli, für alle Liebhaber von schönen bairischen Festen und echter Volksmusik ein Pflichttermin: Der traditionelle Kocherlball am Chinesischen Turm, wo sich um 6 Uhr morgens Tausende einfinden, um wie die jungen Dienstleute, Köchinnen, Laufburschen, Kindermädchen und Hausdiener im 19. Jahrhundert zu feiern.

Die Hausangestellten trafen sich im Sommer an jedem Sonntagmorgen zum Tanzvergnügen am Chinesischen Turm – in aller Früh. Denn danach musste wieder gearbeitet werden.

Wenn der Wettergott den Münchnern nicht gnädig sein sollte, wird der Ball auf den darauffolgenden Sonntag, 23. Juli, verschoben (bei unklaren Verhältnissen Infos unter Tel. 38 38 73 27).

Heuer wird nicht allein zu den Anleitungen des Tanzmeisters und Grandseigneurs Willi Poneder getanzt, sondern auch zu den Ansagen der jungen, charmanten Tanzmeisterin Katharina Mayer. Während Willi Poneder, der den Kocherlball nun bereits zum 18. Mal leitet, als der wohl bekannteste Tanzmeister in München für die Tradition der Volksmusik-Vereine und des gepflegten, organisierten Volkstanzes steht, darf man Katharina Wagner – auch eine geborene Münchnerin – als typische Vertreterin der »jungen Wilden« in der Volksmusikszene bezeichnen. Die Sportlehrerin und mehrfache bayerische Meisterin in lateinamerikanischen Tänzen und Standardtanz hat den Volkstanz von frühester Kindheit an in der Familie kennengelernt, hat ihn ihr ganzes Leben lang getanzt, ohne je in einem Verein gewesen zu sein. Sie möchte beim Kocherlball vor allem junge Leute, die bisher mit dem Volkstanz wenig zu tun hatten, dafür begeistern. Jeder kann mittanzen, auch wer noch nie einen Volkstanz getanzt hat. Die Ansagen der Tanzmeister – die heuer zum ersten mal auch selber vortanzen werden.

Ob Tracht, Lederhose, Dirndl, ob im historischen Kocherl-, Zimmermadl-, Kutscher- oder Gärtnergwand´ – erlaubt ist, was gefällt. Und wer kein Frühaufsteher ist: Der Ball ist zwar offiziell um 10 Uhr beendet, aber auch nachher gibt es noch schöne Trachten zu bewundern.

Anreisen sollte man mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder mit dem Fahrrad. Die Busse zum Chinesischen Turm und die U-Bahnen U 3 und U6 mit Haltestelle Giselastraße fahren für den Kocherlball bereits eine Stunde früher, bereits um 5 Uhr.

Artikel vom 11.07.2006
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