Im Gespräch mit Siglinde Zisler, der Leiterin der Meisterschule für Mode

Zentrum · Mode ist Kommunikation auf der Haut

Chefin der Modeschule: Siglinde Zisler. Foto: jb

Chefin der Modeschule: Siglinde Zisler. Foto: jb

Zentrum · Wenn Siglinde Zisler morgens um halb sechs aufsteht und ihre Kleidung auswählt, macht sie dies mit besonderer Aufmerksamkeit. »Ich muss mich schon morgens so anziehen, dass ich für die Termine tagsüber und abends passend gekleidet bin«, erzählt sie.

Denn bei ihr schaut man besonders hin, was sie trägt: Schließlich ist sie die Leiterin der Münchner Meisterschule für Mode am Rossmarkt.

An diesem Tag hat sich die flotte Freisingerin für einen Blazer in armeegrün, ein grünes T-Shirt und einen bunt gemusterten Rock entschieden – alles passend zu ihren grünen Augen. Denn heute steht eine Zeugnisverteilung an und abends geht Zisler auf eine Galaveranstaltung; zuvor ist noch das Gespräch mit dem Münchner Wochenanzeiger.

»Schneiderin hätte ich nicht werden dürfen«, erzählt sie hierbei. Ihre Eltern hatten dies bestimmt – und so studierte Zisler Lehramt für Berufsschule – im Bereich Textil. Bevor sie aber nach ihrem Abschluss an ihrer Karriere basteln konnte, legte sie eine große Pause ein: »Erst nachdem ich zehn Jahre lang Hausfrau und Mutter war, dachte ich mir, ich probiere es noch mal«, erinnert sie sich. Und so kam sie im Jahr 1977 zur Meisterschule für Mode – als Referendarin.

»Ich wollte es mir selber beweisen, dass ich eine Ausbildung fertig kriege«, sagt sie. »Ich brauchte eine Herausforderung.« Die Modeschule war für Zisler eine gelungene Herausforderung, seit zehn Jahren ist sie die Leiterin. Zislers größtes Engagement galt von Anfang an der Vergrößerung der Schule.

Inzwischen gibt es vier Bereiche, denen sie vorsteht: 96 Schüler absolvieren die Meisterausbildung an der Fachschule für Modellistik, 40 Teilnehmer sind an der Fachschule für Schnitt und Entwurf, 210 Studenten lernen an der Berufsfachschule für Kommunikationsdesign und 200 Schüler gehen in die Berufsschule für Bekleidung. Eine enorme Verantwortung. »Die Schule verändert die Menschen. Weniger vom modischen als vom philosophischen Aspekt her«, findet Zisler. Für sie ist Mode die Kommunikation, die einem am nächsten ist.

Um ihren Kopf nach der Arbeit wieder frei zu bekommen, treibt Zisler Sport. Regelmäßig segelt sie Regatten, steigt im Sommer auf die Berge und fährt im Winter Ski. Ansonsten aber hat sie mit dem Land nichts am Hut, wie sie sagt: Ihre »Land-Dosis« habe sie als Kind in Freising bereits bekommen.

An der Modeschule möchte sie noch drei Jahre bleiben. »Es ist ein Wirtschaftsbetrieb, bei dem man die Nachfolge von langer Hand regeln muss«, sagt sie. Und später, da möchte sie zusammen mit einer Freundin ein europäisches Museum für Kunst von Frauen in den neuen Bundesländern eröffnen.

Warum dort? »Warum nicht?« fragt sie zurück. In Deutschland müsse man einfach grenzübergreifender denken. »Wir Bayern denken häufig so exklusiv wie die Schweizer«, bemängelt sie. Dabei liege doch München direkt neben Paris, Berlin, Dubai und Tokio. Wie bei den Modeschauen.

Artikel vom 05.07.2006
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