Meisterschüler bauen das trojanische Pferd nach

Maxvorstadt · Koloss auf dem Königsplatz

Das Pferd am Königsplatz sorgt für Aufmerksamkeit – diese Woche bekommt es noch eigene Räder.	 Foto: ms

Das Pferd am Königsplatz sorgt für Aufmerksamkeit – diese Woche bekommt es noch eigene Räder. Foto: ms

Maxvorstadt · Recht filigran reckt es Hals und Nüstern in den Münchner Himmel, doch es ist ein echter Koloss, der da am Königsplatz seit vergangener Woche die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Allein das Hinterbein bringt 800 Kilo auf die Waage.

Sieben Meter hoch, sieben Meter breit, zehn Tonnen schwer, das sind die Maße der Skulptur, an der sieben Meisterschüler der Städtischen Meisterschule für das Holzbildhauerhandwerk in der Luisenstraße 1.200 Stunden gearbeitet haben. Am 22. März setzten die angehenden Meister, drei Frauen und vier Männer, das erste Mal das große Schnitzeisen und die Kettensäge an. Aus 14 Kubikmetern Lärchenholz, erzählt der Lehrer der Meisterschüler, Alfred Türck, ist so das antike trojanische Pferd in Originalgröße entstanden. Unterstützung kam von Zimmererleuten und einem Statiker.

Zwar sei das legendäre Symbol für eine clevere Kriegslist schon mehrfach nachgebaut worden, nicht zuletzt in recht knuffiger Gestalt für den Hollywoodschinken »Troja« – »aber bei uns ist am wenigsten erfunden«, betont Türck. Schließlich diente als Vorlage die älteste bekannte Abbildung des trojanischen Pferdes, ein Vasenrelief aus dem Jahre 2.700 vor Christus, das heute in Mykonos zu sehen ist.

Die Idee und die Kosten, in der Höhe eines Kleinwagens, stammen von der Antikensammlung und der Glyptothek, die mit dem Objekt für ihre neue Ausstellung werben. »Mythos Troja« wird am 18. Juli eröffnet. Die Existenz Trojas gilt heute als gesichert. Doch der trojanische Krieg, in den wegen des Raubs einer schönen Frau 1.000 Kriegsschiffe in den Kampf zogen, ist wohl eher der Fantasie des Dichters Homer entsprungen. Und somit vermutlich auch das trojanische Pferd, mit dem die Griechen in die Stadt gelangten und sie so eroberten. Theoretisch wäre auch im Münchner Pferd Platz für ein paar Krieger. Beine und Kopf sind zwar massiv, der Körper aber hohl. Doch die eckigen Fenster an Bauch und Hals, aus denen auf dem Originalrelief siegesgewiss die Griechen winken, sind nur Blendwerk.

Alle Beteiligten sind mächtig stolz auf den Koloss vom Königsplatz, denn für alle ist so ein Projekt in diesen Dimensionen bisher einzigartig, sagt Türck. »Ist mal was anderes als eine Heiligenfigur, einen Dachstuhl oder eine Blockhütte zu machen.« Michaela Schmid

Artikel vom 28.06.2006
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