In der Tagesbetreuung werden Demenzkranke gefördert und gefordert

Au · Raus aus dem Alltagstrott

Herr S. macht einen begleiteten Spaziergang mit einem freiwilligen Helfer und ruht sich im Gemeinschaftsraum aus. Foto: ASZ

Herr S. macht einen begleiteten Spaziergang mit einem freiwilligen Helfer und ruht sich im Gemeinschaftsraum aus. Foto: ASZ

Au · Die Türe des Alten- und Service-Zentrums Au in der Balanstraße 28 geht auf und Herr S. winkt begeistert, als er die bekannten Gesichter sieht. Eine ehrenamtliche Helferin hat ihn von zuhause abgeholt und bringt ihn zur Tagesbetreuung für ältere Menschen. Herr S. ist an Demenz erkrankt und verbringt alle zwei Wochen einen Freitag im ASZ Au.

Von halb zehn bis halb vier Uhr wird er hier in einer Seniorengruppe betreut. Übernommen wird das von pflegerischen und sozialpädagogischen Fachkräften sowie speziell geschulten freiwilligen Helfern.

Die Tagesbetreuung bietet den Angehörigen der Betreuten Entlastung und die Gelegenheit den Tag für sich zu gestalten. »Während mein Vater hier im ASZ betreut wird, kann ich wichtige Erledigungen machen und ein bisschen den Kopf frei kriegen«, erzählt die Tochter von Herrn S. Gleichzeitig bedeutet ein Tag im ASZ Au für Herrn S. Abwechslung. »Ich freue mich jedes Mal darauf, die anderen in meiner Gruppe wiederzusehen. Auch die Betreuer sind sehr nett.«

Allein mit Freundlichkeit ist es aber nicht getan. Der Tagesablauf ist klar strukturiert. »Das ist gerade für Demenzkranke sehr wichtig«, weiß Claudia Bock, Sozialpädagogin in der Tagesbetreuung. Nach dem gemeinsamen Frühstück wird Gymnastik gemacht. Hier gilt, wie bei allen Aktivitäten: Die vorhandenen Fähigkeiten der Gruppenmitglieder sollen gefördert und gestärkt werden. Das Mittagessen wird daher beispielsweise immer frisch gekocht: »Beim Schneiden der Zutaten mitzuhelfen, ist für mich das Größte«, meint Herr S. Auch für die meisten anderen Senioren ist das tägliche Kochen zur liebgewonnenen Gewohnheit geworden.

Nach dem Mittagessen wird erst einmal ein kleines Schläfchen gemacht: Frau H. hat es sich auf einem der Liegesessel im ASZ-Wohnzimmer bequem gemacht und »ruht ihre Augen aus«. Andere sind lieber aktiv und machen einen Spaziergang. »Hier darf jeder nach seinen persönlichen Vorlieben und Gewohnheiten leben«, beschreibt Bock die Philosopie des Zentrums.

Nachmittags ist Gelegenheit zum gemeinsamen Spielen, für Kreatives oder persönliche Vorlieben: Herr D. war früher Schreiner-Meister. Trotz seiner Alzheimer-Krankheit erinnert er sich gerne und genau an seine damalige Arbeit. »Baustoff-Kataloge blättere ich besonders gerne durch«, erzählt er. »Aber auch Holzstücke mit Schleifpapier bearbeiten, mach’ ich total gern.« Nach dem Nachmittagskaffee ist noch etwas Zeit, um zu singen. Herr S. hat die Aufgabe der Liederauswahl übernommen und stimmt den ersten Ton an. Die Texte können die Senioren dabei oft auswendig – bis zur letzten Strophe.

Nach sechs Stunden Betreuung im ASZ Au werden die Gruppenteilnehmer entweder von den ehrenamtlichen Helfern des Hol- und Bringdienstes oder von ihren Angehörigen abgeholt.

In der Tagesbetreuung können Senioren aufgenommen werden, die an Demenz erkrankt oder psychisch verändert sind, Einschränkungen bei der Bewältigung ihres Alltags erleben oder unter Vereinsamung leiden.

Artikel vom 20.06.2006
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