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Albrecht Ackerland über Kultur
„Da schau her“
„Komm!“, hat der Alfons neulich zu mir gesagt. „Komm halt mit zu Abba!“ „Sag mal, spinnst du jetzt total?“, hab ich ihn gefragt. „Erstens waren die für die Neandertaler schon altmodisch, so grau ist das pappsüße Zeug von denen. Und außerdem: die gibt’s schon so lang nicht mehr, da waren die Dinosaurier noch am Leben!“ – „Ja, genau, Dinosaurier! Das sind Disco-Dinosaurier, das waren die Größten im Geschäft!“ – „Ja, waren sie vielleicht, aber WAREN!“
Mittlerweile war mir schon ein bisserl schlecht, das wird mir immer, wenn ich über Abba reden muss. Gott sei Dank ist das bis jetzt sehr selten passiert. Und das soll auch so bleiben. Aber der Alfons hat nicht locker gelassen: „Jetzt kapier’s halt endlich! Heute ist eine Schlagerparty, wo vor allem Abba gespielt wird. Das ist Kultur, Mann. Du gehst doch sonst immer auf Partys. Was ist denn los mit dir?“
Ich war kurz davor, ihm die Freundschaft zu kündigen. Kultur und Abba? Da ist doch wirklich Hopfen und Malz verloren. Aber schließlich bin ich hartnäckig. Der Alfons hat also eine Rede über Kultur bekommen, und die war so hochgestochen, dass ich mir immer wieder das Lachen verkneifen musste.
Es ging ums Sprechtheater und die Kulturkrise, über Sophokles und Thomas Bernhard und was weiß ich noch alles. Irgendwann dann hatte ich ihn soweit, dass er sich mit mir statt der Abba-Party den „Freischütz“ von Weber anschauen wollte, weil ich ihm erzählt hatte, wie erquicklich Operetten sein können. Aber das war nur ein Etappenziel. Schließlich ist der „Freischütz“ auch nicht recht viel besser als Abba.
Ins Ziel gelangte ich mit dem Alfons dann doch noch. Er kam mit ins Residenztheater, wo wir uns „Nathan der Weise“ anschauten. Beim anschließenden Weißbier erklärte mir dann der Alfons, dass er begriffen hatte. In der Stadt gibt es großartige Kultur, eine Schande, dass da gespart wird und die Schauspieler streiken müssen. Ein Abo werde er sich holen, der Mensch tue viel zu wenig für seine Bildung. Ich glaubte es kaum: Meine kleine Kulturvorstellung – eine kabarettistische Rede, die er nicht als solche begriff – hatte den Alfons tatsächlich zur Kultur gebracht. Nahe des Wahnsinns wegen einer solchen Wirkung meines Gebrabbels, lieh ich mir all seine Abba-Platten.
Artikel vom 08.06.2006Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp
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