Das Konzert-Kuddelmuddel am Königsplatz geht in die nächste Runde

Maxvorstadt · Die jährliche Streiterei

David Gilmore singt, die Stadt streitet: Kulturreferentin Lydia Hartl hat den »Pink Floyd«-Gitarristen engagiert – ohne vorher um Erlaubnis zu fragen. Foto: PGM/Archiv

David Gilmore singt, die Stadt streitet: Kulturreferentin Lydia Hartl hat den »Pink Floyd«-Gitarristen engagiert – ohne vorher um Erlaubnis zu fragen. Foto: PGM/Archiv

Maxvorstadt · Alle Jahre wieder gibt’s Ärger wegen der Konzerte auf dem Königsplatz. Auch die im vergangenen Jahr gegründete Kommission, bestehend aus Stadträten und Musikexperten, die darüber entscheiden soll, welche Künstler auf Münchens begehrtester Open-Air-Bühne auftreten dürfen, konnte den seit 1997 schwelenden Streit nicht schlichten.

Im Gegenteil: Weil Kulturreferentin Lydia Hartl und Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) an der Fachkommission vorbei entschieden, dass der ehemalige »Pink Floyd«-Gitarrist David Gilmore am 29. Juli auftreten darf, protestierte SPD-Stadtrat und Kulturexperte Sven Thanheiser lautstark gegen diese Vergabepraxis.

Thanheiser, gleichzeitig Initiator und Sprecher der Fachkommission, die eigentlich genau solche Streitereien verhindern sollte, erklärte, dass er und die übrigen Mitglieder der Kommission »nur per Telefon und E-Mail von diesem Konzert informiert wurden und nicht genügend Zeit hatten, um sich abzusprechen.«

Normalerweise sieht das von Stadtrat, Kommission und Kulturreferat beschlossene Verfahren vor, dass jede Anfrage für ein Königsplatz-Konzert ein formelles Auswahlverfahren der Kommission durchlaufen muss. Außerdem wurden bestimmte Bewerbungsfristen festgelegt, die jetzt im Falle des Gilmore-Konzerts übergangen wurden. Das Kulturreferat begründet dies mit der zeitlichen Dringlichkeit im speziellen Fall und hält dies für eine »Ermessungsentscheidung im Rahmen nicht endgültiger Richtlinien«, so Referatssprecherin Gabriele Gilbert. Allerdings räumte sogar die Kulturreferentin ein, dass das gewählte Verfahren »rechtlich bedenklich« sei.

Dennoch stimmten die Kommission und schließlich auch der Stadtrat dem Gilmore-Konzert zu. Nur Thanheiser votierte dagegen. Auch wenn er selbst zugibt, dass der Künstler an sich für den Königsplatz »akzeptabel« sei. Aber eben auch schwierig: Thanheiser befürchtet nämlich juristische Auseinandersetzungen mit anderen Konzertveranstaltern, die sich nun übergangen fühlen könnten. Dem widerspricht allerdings das Kulturreferat: Klagen, so Sprecherin Gilbert, fürchte man nicht. Dennoch prüft der Ältestenrat der Stadt zurzeit die Express-Entscheidung von Referentin und OB.

Zum diesjährigen Königsplatz-Kuddelmuddel war es übrigens gekommen, weil die drei Tenöre Alvares, Flórez und Vargas, die am 7. und 8. Juli am geschichtsträchtigen Ort auftreten sollten, ihre Konzerte kurzfristig abgesagt hatten. Der als Ersatz angedachte Pop-Barde Prince hatte ebenfalls keine Zeit für ein Konzert an diesem Tag – und so wurde schließlich Gilmore verpflichtet. Allerdings für einen anderen Termin: für den 29. Juli. Für den verärgerten Stadtrat Thanheiser ist dieser Ärger nur »eine weitere Perle in der Kette der Dinge, mit denen es das Kulturreferat immer wieder schafft, die städtischen Institute und die Kulturszene massiv zu verärgern.« Das könnte sich allerdings bald ändern: Lydia Hartls Stelle wird Ende dieses Monats neu ausgeschrieben. Filippo Cataldo

Artikel vom 23.05.2006
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