BA-Sitzung: Heiße Diskussionen um zweite S-Bahn Stammstrecke

Haidhausen · Gibt es eine Alternative?

Der Festsaal war bis auf den letzten Platz belegt: Mit einer solch großen Bürgerbeteiligung hat der Bezirksausschuss nicht gerechnet. 	Foto: heip

Der Festsaal war bis auf den letzten Platz belegt: Mit einer solch großen Bürgerbeteiligung hat der Bezirksausschuss nicht gerechnet. Foto: heip

Haidhausen · Allein schon wegen des total überfüllten Sitzungssaals des Hofbräukellers am Wiener Platz herrschte bei der außerordentlichen Bürgerversammlung am 15. Mai dicke Luft. Kaum ein Thema stößt derzeit bei den Haidhauser Bürgern auf solch großes Interesse. Die Teilnehmerzahl überstieg die Erwartungen des Bezirksausschuss-Haidhausens (BA5) – Stimmkarten und Infomaterial reichten bei weitem nicht aus.

Mehr noch als der Sauerstoffmangel im Raum erhitzten die Pläne der Bahn zur zweiten S-Bahn Stammstrecke die Gemüter. Die Befürchtungen der Bürger sind immens. Dem in den letzten Jahren aufgeblühten Stadtbezirk drohe nach Einschätzung von Bürgerinitiativen, Anwohnern, Hausbesitzern und des BA der kulturelle, soziale und wirtschaftliche Kollaps, würden die derzeitigen Vorstellungen der Bahn umgesetzt.

Tragisches Beispiel hierfür sei die Kirchenstraße: Für den Streckenabschnitt Flurstraße/Elsässerstraße bis Orleansstraße/Haidenauplatz hält die Deutsche Bahn (DB) eine sogenannte »offene Bauweise« für zwingend notwendig. Nach Angaben der DB-Projektbau, steige der Streckenverlauf hier von West nach Ost so stark an, dass in diesem Bereich keine ausreichende Überdeckung mit Erdreich für eine bergmännische Bauweise untertage gegeben sei. Hier, wo sich gerade ein aktives Stadtleben mit attraktiven Wohn- und Gewerbeflächen, Schulen und Kindertagesstätten, Einkaufsmöglichkeiten, und Kneipen entwickelt habe, würden die fünf- bis sechs- jährigen Bauarbeiten die derzeitig positive Entwicklung zu Nichte machen. Die östliche Kirchenstraße müsste komplett aufgerissen, Spundwände zur Stabilisierung der Bauschächte ins Erdreich gerammt werden.

Auch der teils über 150 Jahre alte Baumbestand und damit der Alleencharakter würden zerstört. »Je mehr man sich mit dem Thema beschäftigt, je eher neigt man dazu den gesamten Tunnelbau abzulehnen«, so die Vorsitzende des Haidhauser BA, Adelheid Dietz-Will. Einig sind sich hingegen alle Beteiligten über die Notwendigkeit einer zweiten S-Bahnstrecke. Nach Erwartungen der Landeshauptstadt, vertreten durch das Planungsreferat, steige der innerstädtische Wegeverkehr bis 2015 um sieben Prozent, der Verkehr aus dem Umland um 18 Prozent an. Eine Entlastung von der Straße auf die Schiene sei zwingend notwendig. Ein Großteil der auf der Bürgerversammlung verabschiedeten Anträge lehnte deshalb den Bau einer neuen S-Bahnstrecke nicht kategorisch ab, sondern fordert die erneute Untersuchung der bekannten Alternativstrecken City-Tunnel und Südtangente.

Green City e.V. stellt die vergleichende Studie von 2001 in Frage. Die derzeitigen Pläne der zweiten S-Bahnstammstrecke weichen erheblich von den damals angeführten Plänen ab. Die Belastungen für die Bürger seien nicht ausreichend berücksichtigt worden. Im Verkehrszentrum des Deutschen Museums, Theresienhöhe 14a, veranstaltet der Verein deshalb am Donnerstag, 18. Mai, 18.30 Uhr, einen Infoabend zum Thema »Die zweite S-Bahn Stammstrecke durch München – Gibt es eine Alternative zum zweiten Tunnel?«. Heiko Pulcher

Artikel vom 16.05.2006
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