Der Konzern sucht nach privaten Partnern, die seine Arbeit schultern

München - Schon wieder: Die Post macht weitere Filialen dicht!

Ob die privaten Partneragenturen den gleichen Service bieten können wie die klassischen Postfilialen - das bezweifeln die Kritiker des Gelben Riesen. Foto: dpwn

Ob die privaten Partneragenturen den gleichen Service bieten können wie die klassischen Postfilialen - das bezweifeln die Kritiker des Gelben Riesen. Foto: dpwn

Mit der Parole „think positive!“ versucht Werner Lederer-Piloty (SPD), Chef des Bezirksausschusses Schwabing-Freimann, die Bewohner seines Stadtviertels zu beruhigen: Sicher sei es ja nicht, wie er gegenüber dem Münchner SamstagsBlatt vermutet, dass sich die Serviceleistungen der Deutschen Post verschlechtern, wenn die Filiale am Harnierplatz 1 dicht macht und schließlich durch eine so genannte Partneragentur ersetzt wird. Andererseits: „Wir sind alle rundum zufrieden mit der Arbeit der bestehenden Filiale. Ein Jammer, dass zugesperrt wird.“

In der Tat will die Post ihre Türen schließen und eigene Mitarbeiter abziehen – wie in immer mehr Stadtteilen, soll ein Einzelhandelsgeschäft einige Kernaufgaben, wie den Briefmarkenverkauf, übernehmen. Der SPD-Mann versteht zwar, dass der Gelbe Riese ökonomisch arbeiten will. „Aber die Gewinnmaximierung der Post sollte nicht auf dem Rücken der Kunden ausgetragen werden“, wettert er.

Noch verlässt er sich aber darauf, dass der Konzern Wort hält und eine Partneragentur in unmittelbarer Nähe zur jetzigen Filiale eröffnet. „Auf keinen Fall sollen die Senioren im Viertel künftig längere Wege auf sich nehmen müssen“, fordert der Kommunalpolitiker.

Einen genauen Termin allerdings für die Schließung der Filiale gibt es noch nicht: Die Post muss erst einen Partner im Viertel finden, der ihre Geschäfte fortan schultern kann – einen Schreibwarenhandel oder eine Tankstelle beispielsweise. „Ich hoffe sehr, dass die Mitarbeiter der künftigen Partneragentur genau so gut geschult sind wie die bisherigen Postangestellten“, so Lederer-Piloty.

Mit solchen Ungewissheiten müssen sich auch andere Viertel herumschlagen: in der Haderner Sauerbruchstraße 8, in der Harthauser Straße 11, im Bezirk Untergiesing-Harlaching, am Frühlingsanger 8, im Viertel Feldmoching-Hasenbergl sowie in der Neuhauser Leonrodstraße 56, wurden oder werden Postfilialen dicht gemacht. Grund genug für Stadträtin Elisabeth Schosser (CSU), einmal bei der Post nachzufragen, ob hier alles mit rechten Dingen zugeht: „Liegen der Landeshauptstadt Pläne für die Zukunft der Postämter vor?“, will sie besorgt vom Bonner Konzern wissen. „Nein“, lautet die schriftliche Antwort des Gelben Riesen. „Die Post informiert drei Monate vor der geplanten Maßnahme die jeweilige Kommune. Auf diesem Wege wird die Landeshauptstadt München mit Schreiben an den Herrn Oberbürgermeister über geplante Schließungen oder Verlagerungen von Poststellen in Kenntnis gesetzt.“

Auf eine Anfrage des SamstagsBlattes hin gab es ebenfalls keine konkreten Aussagen über weitere Schließungen: „Natürlich ist das Filialnetz der Deutschen Post kein statisches Gebilde“, sagte Sprecher Gert Hilger. „Wir handeln nachfrageorientiert und suchen für jedes Gebiet das richtige Format: An manchen Stellen ist es undenkbar, eine Filiale durch Agenturen zu ersetzen, an anderen Stellen ist es sehr vorteilhaft: weil die Agenturen oftmals längere Öffnungszeiten haben.“ Und wenn das Monopol für Briefdienstleistungen fällt, werde man ohnehin vollkommen verändert auf den dann neu entstehenden Postmarkt reagieren müssen. Von Nadine Nöhmaier

Artikel vom 11.05.2006
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