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Albrecht Ackerland über Tauben
„Da schau her“
Liebe Leserin, lieber Leser: Falls Sie uneingeschränkter Tierfreund sind, ist folgender Text für Sie eher ungeeignet. Denn es geht um Columba livia forma domestica. Die besser bekannt ist als Stadttaube. Oder Flugratte. Besonders gut wird sie im Folgenden nicht wegkommen!
Ich bin eigentlich ein großer Anhänger des Tierreichs, die Natur hat ja nun wirklich außerordentlich tolle Arten erfunden. Den Elefanten etwa, das Känguru, die Giraffe, den Kakadu, die Hausmaus, das Bunny.
Aber meiner Meinung nach ist die Stadttaube, dieses graue, vollkommen verblödete Flugvieh, der größte Betriebsunfall der Schöpfung. Nicht nur, dass sie Überträger von Krankheiten, Viren, Bazillen, Milben, Bakterien und was weiß ich noch ist; nicht nur, dass ihr Kot so scharf ist, dass er wertvolle Bauwerke zerfrisst wie Salpetersäure, nein: die Taube ist obendrein überbewertet, aber so was von überschätzt. Man kann ja vieles aussetzen an der Deutschen Post, aber wenigstens kommen die Briefe meistens an und sind nicht vollgeschissen.
Brieftauben vermögen das nicht. Und die Friedenstaube: Sagen Sie mir ein einziges Jahr in der Menschheitsgeschichte, in dem nicht irgendwo Krieg geführt wurde. Was sagt die gemeine Taube dazu? Nix! Gurrt sogar noch dümmlich!
Der Fairness halber muss ich gestehen, dass ich ein besonders Betroffener bin. Auf meinem Balkon hausten jahrelang Tauben, denn mein Vormieter war im Urlaub lieber in Italien als auf Balkonien. Ich brachte ein ganzes Wochenende damit zu, meinen Freisitz vom ganzen Kot zu befreien. Dazu bedurfte es schlimmer, giftiger Reinigungsmittel, und allein schon der enge Kontakt mit den Exkrementen verkürzt mein Leben wahrscheinlich um fünf Jahre.
Jetzt ist mein Balkon taubenfrei, ein Bekannter von mir ist professioneller Taubenvergrämer – ein faszinierender Beruf! Zwar ist jetzt alles zugenetzt, überall sind Stacheln und surrende Elektroschocker, aber: keine Taube, kein befederter Krankheitserreger stört mein Frühstück oder kackt meine Wäsche voll. Ein Traum in weiß!
Ein Tipp noch, neben dem Engagement eines Taubenvergrämers natürlich, ist eine Reise nach Basel. Dort war ich kürzlich, und ich überlege, mir dort eine Ferienwohnung zu nehmen, denn: es ist ein Traum! Keine einzige Taube. Nix. Dafür: Spatzen en masse. Überall Spatzen, so viel, wie am Markusplatz in Venedig Tauben. Ich werde herausfinden, wie Basel das geschafft hat, und dann eine Münchner Bürgerinitiative gründen: Mehr Spatzen für die Stadt!
Artikel vom 11.05.2006Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp
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