Diskussion: Welche Kunstform wird der Erinnerung an NS-Opfer gerecht?

Münchner Zentrum · Erst reden, dann handeln

Öffentlicher Streit regte sich in der Vergangenheit bei fast allen Aktionen für die Opfer des Nationalsozialismus. 	Fotos: Archiv

Öffentlicher Streit regte sich in der Vergangenheit bei fast allen Aktionen für die Opfer des Nationalsozialismus. Fotos: Archiv

Münchner Zentrum · Wie sieht ein angemessener Umgang mit den zahlreichen Opfern des Nationalsozialismus aus? Wie gedenkt man ihnen, welche Rolle können Künstler dabei übernehmen, wie sieht eine diesbezügliche, sinnvolle Kunst im öffentlichen Raum aus? Diese schwierigen Fragen sollen am Donnerstag und am Freitag, 11. und 12. Mai, auf Initiative des Kulturreferats im Zentralinstitut für Kunstgeschichte an der Meiserstraße 10 beantwortet werden.

Die zweitägige Diskussion hierzu findet als Auftakt der Veranstaltungsreihe »Ortstermine 2006« statt, die von der Abteilung »Kunst im öffentlichen Raum« im Kulturreferat konzipiert wurde. Unter dem Titel »Neue Formen des Erinnerns und Gedenkens« debattieren deutsche Künstler, aber auch Professoren etwa der Bauhaus-Universität Weimar und Wissenschaftler aus Wien sowie Politiker aller Stadtratsfraktionen miteinander. »Wir hoffen, dass wir nach dieser Veranstaltung wissen, welche Art von Projekte wir in München zu diesem Thema initiieren wollen«, erklärt Erwin Hartl, Projektleiter des Kulturreferats, gegenüber dem Münchner Zentrum.

Die Frage des angemessenen künstlerischen Umgangs mit der NS-Zeit hat in der Vergangenheit für jede Menge Zündstoff in der Stadt gesorgt: Zuletzt haben einige Bezirksausschüsse (BA), darunter der BA Maxvorstadt, wieder einmal die Installation der so genannten Stolpersteine vorgeschlagen. Bei jenen handelt es sich um Messingtafeln, die in den Boden eingeschlagen werden und auf denen die Namen der jüdischen Opfer des Nationalsozialismus stehen sollen.

Der Künstler Gunter Demnig hatte diese bereits in diversen deutschen Großstädten installiert; der Ältestenrat des Stadt allerdings lehnte die Aktion bereits vor zwei Jahren ab, ebenso die hiesige israelitische Kultusgemeinde. Wenn man auf den Opfern »herumtrample«, so lautete die Argumentation, störe man das Andenken der Opfer doch eher als dass man es fördere.

»Ich denke, dass die Münchner Stadträte genauso wie die Bürger eine eigene, Münchner Art finden wollen, wie den Opfern durch Kunst im öffentlichen Raum gedacht werden soll. Vorstellbar ist vieles«, so der Namensvetter der Kulturreferentin Lydia Hartl. Auf die Idee mit der Diskussionsrunde sei man gekommen, um nicht von oben herab über die künstlerische Verarbeitung eines »so wichtigen und sensiblen Themas« zu entscheiden.

»Wenn wir den Bürgern etwas vorsetzen, gibt es sicherlich Tausende, denen die ausgewählten Projekte nicht gefallen. Wir wollen aber eine möglichst breite Zustimmung aller Beteiligten haben«.

Eine breite Zustimmung aber bedingt eine breite öffentliche Diskussion: Diese soll am morgigen Donnerstag ab 18.30 Uhr und am Freitag ab 9 Uhr bei der Auftaktveranstaltung zu den Ortsterminen angestoßen werden. Filippo Cataldo

Artikel vom 09.05.2006
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