BUGA-Chefs: Gartenschau war weniger defizitär als erwartet

München - „200.000 Besucher mehr, und wir hätten eine schwarze Null gehabt“

Ach, du dickes Ei! Mit der BUGA hat sich die Stadt finanziell gesehen in die Nesseln gesetzt. Allerdings nicht so heftig, wie anfangs befürchtet – heißt es jetzt. Foto: Archiv

Ach, du dickes Ei! Mit der BUGA hat sich die Stadt finanziell gesehen in die Nesseln gesetzt. Allerdings nicht so heftig, wie anfangs befürchtet – heißt es jetzt. Foto: Archiv

München - „Finanzielles Desaster“, „Mega-Flop“, „Millionengrab“ – die Macher der Bundesgartenschau mussten in den vergangenen zwölf Monaten eine Menge medialer Prügel einstecken. Nun, da die endgültige Abschlussbilanz der BUGA 2005 vorliegt, können sie das Bild wenigstens ein wenig gerade rücken: Das Defizit der großen Gartenschau fällt nach Abschluss aller Abrechnungen um zwei Millionen Euro niedriger aus als befürchtet.

Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) – zugleich Aufsichtsratschef der BUGA – und die beiden Geschäftsführer Hanspeter Faas und Andrea Gebhard verkündeten am Dienstagmittag, dass der Zusatzbetrag, mit dem die Stadt München das Defizit der BUGA ausgleichen muss, nun doch bei „nur“ 2,7 Millionen Euro liegt. Unmittelbar nach Abschluss der Gartenschau im Oktober war noch ein Bedarf von 4,7 Millionen erwartet worden – zusätzlich zu den ohnehin zugesicherten 7,7 Millionen aus dem Stadtsäckel.

Für das nun doch geringere Defizit gibt es mehrere Gründe: Einerseits hatte man vorsichtig gerechnet und Sicherheiten für unkalkulierbare Risiken veranschlagt, die letztlich nicht angetastet werden mussten. Nach den Abrechnungen des MVV und des Online-Ticketservice haben sich außerdem die Einnahmen durch den Ticketverkauf doch etwas höher als zunächst befürchtet gestaltet. Trotzdem konnte Faas das Hauptproblem der Gartenschau nicht wegdiskutieren: Die Besucherzahl blieb mit 2,9 Millionen Gästen deutlich unter den selbst gesteckten Erwartungen zurück – kalkuliert hatte man mit 3,7 Millionen.

Die meisten Besucher – 1,9 Millionen – lösten eine Tageskarte. Besser als erwartet lief der Dauerkartenverkauf: Knapp über 100.000 wurden abgesetzt, wodurch 3,2 Millionen Euro erwirtschaftet wurden – gerechnet hatte man nur mit 2,9 Millionen. Jeder Dauerkartenbesitzer besuchte die BUGA im Schnitt siebenmal.

Faas betonte, dass für das Defizit allein die geringen Besucherzahlen verantwortlich seien: „200.000 mehr und wir hätten eine schwarze Null gehabt.“ Dass es nicht so gekommen ist, schreibt Faas zum großen Teil höherer Gewalt zu. Das schlechte Wetter in den ersten drei Wochen nach der Eröffnung habe der BUGA ein schlechtes Image angeheftet, das sie nicht mehr losgeworden sei. Faas räumte jedoch auch eigene Versäumnisse ein. Er ist zwar weiter vom Grundkonzept der Schau überzeugt, hält es inzwischen aber für einen Fehler, die Pflanzen an sich nicht stärker in den Vordergrund gerückt zu haben: „Die älteren Besucher sind uns deswegen etwas weggeblieben.“

Richtet man den Blick über das Bilanzdefizit hinaus, war die BUGA jedoch ein Gewinn für die Landeshauptstadt. Laut Untersuchungen der Ludwig-Maximilians-Universität und der Freizeit- und Tourismusberatung Köln hat die Bundesgartenschau 400 Millionen Euro Wirtschaftskraft in den Münchner Raum gepumpt. Allein die Besucher hätten 55 Millionen Euro in der Stadt gelassen und damit rund 1200 Arbeitsplätze geschaffen. 300.000 Übernachtungen der BUGA-Gäste trugen dazu bei, dass in der Landeshauptstadt erstmals die „Traum-Marke“ von acht Millionen Übernachtungen gesprengt wurde. Auch dass der MVV in Sachen Fahrgastaufkommen einen neuen Bestwert aufstellte, schreibt Ude zu einem wesentlichen Teil der Gartenschau zu.

Über den Verdacht, dass sich die BUGA-Verantwortlichen bei der ersten Schätzung bewusst ärmer rechneten, zeigte sich der OB übrigens belustigt: „Wir lassen uns doch nicht freiwillig monatelang von den bundesweiten Medien prügeln, nur um jetzt vor der Lokalpresse besser dazustehen.“ Von Martin Hoffmann

Artikel vom 04.05.2006
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