In Oberföhring herrscht seit Anfang April bis 1. Mai strenge Maibaumwache

Oberföhring · »Geh’n duat da gar nix«

Nach 24 Stunden Wache übergeben die Mannen der Freiwilligen Feuerwehr Oberföhring (li.) den Maibaum an die Mitglieder vom »Brünnstoana Stamm«. 	Foto: ks

Nach 24 Stunden Wache übergeben die Mannen der Freiwilligen Feuerwehr Oberföhring (li.) den Maibaum an die Mitglieder vom »Brünnstoana Stamm«. Foto: ks

Oberföhring · Wenn es dem Bayern um seine Traditionen geht, vor allem, wenn er nach alter Sitte alle fünf Jahre einen Maibaum aufstellen darf, ist er eigen. Und so hat sich Oberföhring am »bayerisch-besten« Zeitpunkt zum Baumfällen, dem 1. Dezember, am Thomastag, ein »Prachtstangerl« gefällt, erzählt der Maibaum-Verantwortliche Johann Fuchs.

Als der Baum nach fast dreimonatiger Trockenphase in Straßlach am 1. April endlich nach Oberföhring kam, hätte es beinahe ein Unglück gegeben. Denn der Antrag auf Genehmigung des Schwertransporters, der den Baum bringen sollte, war an die falsche Adresse geschickt worden. Doch alles ging gut, und seitdem herrscht im Oberföhringer Geheimversteck helle Aufregung. Denn damit der Baum auf den letzten Metern nicht doch noch abhanden kommt, wechseln sich bis zum 1. Mai insgesamt 27 Vereine mit der Maibaumwache ab. »Wenn das Maibaumstehlen nicht probiert wird, ist es ja fast so, wie wenn man ein Dirndl nicht zum Tanz auffordert«, erklärt Fuchs. »Die jungen Leute haben ja heute keine Zeit mehr, deshalb müssen zur Bewachung die Alten herhalten. Eigentlich würde einer reichen, aber zum Schafkopfen braucht man schon mal vier Leute.«

Doch bei aller Gaudi dürfen die Wächter ihren wichtigen Auftrag nicht vergessen. In den ersten zwei Nächten seien fremde Autos über das Gelände gefahren. Das könnte ein anderer Verein mit Absichten gewesen sein, vermutet Fuchs. Bereits der erste Oberföhringer Maibaum wurde 1985 gestohlen. »Die Burschen haben sich als Ablösung angemeldet und den Baum quasi legal übernommen«, kann Fuchs heute über soviel Naivität schmunzeln. Mittlerweile sei man erfahrener. Aber auch dieses Jahr habe es bereits den ersten raffinierten »Stehl-Versuch« gegeben. Schon in Straßlach wäre den Oberföhringern der Baum fast flöten gegangen. »Er war schon auf den Bagger aufgeladen als wir ihn holen wollten«, gibt Fuchs zu, ist sich aber jetzt sicher: »Jeder kann’s ja probieren, aber geh’n duat da nix.« Bis Redaktionsschluss war er jedenfalls noch da, der Oberföhringer Baum.

Dabei gibt sich Oberföhring dieses Jahr fortschrittlich, immerhin wurde eine Frau zur Maibaum-Schirmherrin ernannt. Dass diese Ehre dem weiblichen Geschlecht zuteil wurde, ist laut Fuchs vor allem dem Umstand zu verdanken, weil am Ernen- nungstag gerade »Tag der Frau« war. Und die ist sich nicht so sicher, ob der Baum in Oberföhringer Hand bleibt. »Des wär nicht der erste Baum, der wegkäm«, gibt sich Margarethe Niggl-Strauß skeptischer. »Je mehr man sagt, der wird nicht geklaut, desto eher ist er weg.«

Jetzt ist die letzte heiße Phase angebrochen. Wenn bis 1. Mai alles gut geht und nicht doch noch die Ismaninger oder die Engelschalkinger, die dieses Jahr auch einen Maibaum aufstellen, den Baum »krampfeln«, beginnt am Montag, 10 Uhr, der Festzug im Bürgerpark Oberföhring. Der Maibaum wird dann etwa um 10.45 Uhr aufgestellt. Dann ist der Bayer wieder in seinem Element. Die Oberföhringer Trachtenvereine werden zu Ehren des Maibaums schuhplatteln und einen Bandltanz aufführen. Und auch die Schirmherrin ist bei der ganztägigen Feier mit von der Partie: »Ich werde halt vorn stehen und mich um die Brotzeit kümmern.« Ganz nach bayerischer Tradition eben. K. Schubert

Artikel vom 25.04.2006
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