Keferloher Grabplatten wieder in ihrem Zuhause

Milbertshofen · Zeitzeuge ohne Zeitangaben

Anton Peter und die gefühlte Geschichte: »Die Grabplatte von Andre Keferloher hat viel zu erzählen – nur nicht, wann er gestorben ist.«	 Foto: gf

Anton Peter und die gefühlte Geschichte: »Die Grabplatte von Andre Keferloher hat viel zu erzählen – nur nicht, wann er gestorben ist.« Foto: gf

Milbertshofen · Geschichte kann manchmal richtig actionreich sein. Vor allem, wenn sich zu uralten, steinernen Zeitzeugen über die Jahrhunderte auch Kriege mischen und plündernde Besatzungsmächte. »Beinahe wären die Steine hier nach England gekommen«, beschreibt Anton Peter ein kleines, fast schon unscheinbares Kapitel in der rund 500-jährigen Geschichte der Keferloher Grabplatten.

Die waren nämlich nach dem zweiten Weltkrieg bereits in britischem Gewahrsam und unterwegs ins Königreich, als der Transport gestoppt wurde. Die Platten, von den einst sieben Grabmalen sind nach der fast vollständigen Zerstörung der alten St. Georgs-Kirche nur noch zweieinhalb erhalten, wollte sich das britische Nationalmuseum sichern.

Dort prangt jetzt ein Gipsabdruck – die wertvollen Rotmarmor-Platten sind wieder an ihren Ursprungsort zurückgekehrt. Nach aufwändiger Restaurierung sind die Keferloher Grabplatten jetzt in der alten St. Georgskirche ausgestellt.

»Der muss sehr wohlhabend gewesen sein, der Andre Keferloher«, mutmaßt Peter vom Förderverein Alte St. Georgskirche Milbertshofen e.V.. So wohlhabend sogar, dass er sein Grabmal bereits zu Lebzeiten hat anfertigen lassen, »und aus irgendeinem Grund hat man später vergessen das Sterbedatum nachzutragen.« So ist auf dem Monument nicht nur der Schriftzug »Hie ligt pegraben der erber man Andre Kefferlocher maister zu milmaczhoffen und Appolona sein haus fraw« zu erkennen, man sieht auch deutlich die Platzhalter für die – bis heute unbekannten – Sterbedaten. Zwar gibt die Ausstellung im Kulturhaus Milbertshofen »Die Keferloher in Milbertshofen – Das Leben und Wirken des Großbauerngeschlechts« wohl nicht Aufschluss darüber, wann Landwirt Andre um 1500 das Zeitliche gesegnet hat. Dafür bringen die neun Ausstellungstafeln viele Geschichten um Bischof Otto von Freising, das Kloster Schäftlarn und schließlich die Keferloher ans Licht, Lehensherren über sieben Generationen von 1478 bis 1630 über genau jenen Fleck, in dem heute die Grabsteine aufbewahrt werden.

Erst seit 14 Tagen sind die restaurierten Platten wieder zu Hause. Beim Nachbarschaftsfest am kommenden Sonntag, 30. April, um 11.30 Uhr können die Kostbarkeiten in der alten Dorfkirche besichtigt werden. Auch der restaurierte spätgotische St.-Georgs-Flügelaltar stellt sich den neugierigen Blicken. Und wer auch eine kleine akustische Zeitreise unternehmen möchte, der kann nach der Ausstellung in der alten St-Georgs-Kirche doch einfach mal an der orangefarbenen Kordel ziehen.

Artikel vom 25.04.2006
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