wieso sind Atomkraftwerke ein Risiko?

Voll verstrahlt –

Gefährlich an Atomkraftwerken sind die radioaktiven Strahlen, genauer gesagt: Die Gamma-Strahlen. Sie ähneln, wie das Deutsche Krebsforschungszentrum Heidelberg (KFH) beschreibt, Lichtstrahlen. Ganz allgemein sind Strahlen energiereiche Teilchen, die sich von einer Strahlenquelle aus wellenförmig ausbreiten.

Im Gegensatz zur Strahlung von Handys oder der Glühbirne hat radioaktive Gamma-Strahlung eine sehr kleine Wellenlänge, man nennt sie ionisierend (Wellenlänge kleiner als 100 Nanometer). Diese Strahlung ist in der Lage, anderen Atomen Elektronen zu entreißen. Je nach Intensität der Strahlung und Dauer der Einwirkung auf den Organismus kann es dabei kurzzeitig zu Stoffwechselstörungen durch Veränderungen an den wichtigen Körperstoffen oder den Genen kommen. Der Körper ist in der Lage, viele dieser Veränderungen selbst zu reparieren. Ist der Schaden allerdings zu groß, stirbt die Zelle ab oder entartet. Es kommt zu Krebserkrankungen oder Fehlgeburten, so das KFH.

Radioaktive Strahlen entstehen, wenn Atomkerne zerfallen. Es gibt natürliche Stoffe, wie das bekannte Plutonium oder Uran, deren Atomkerne von Natur aus sehr instabil sind – und die daher permanent strahlen. Radioaktivität lässt sich auch künstlich erzeugen, indem man stabile Atomkerne mit anderen Strahlen oder anderen Atomkernen beschießt. Die beschossenen Atomkerne zerfallen ebenfalls unter Aussendung radioaktiver Strahlung. Dabei entsteht Wärme, die wiederum Wasserdampf erzeugt, der Stromturbinen antreibt – und damit Strom erzeugt.

Der Wasserdampf, der aus den berühmten riesigen Türmen steigt, ist also das Mittel, mit dem eigentlich die Generatoren angetrieben werden. Er ist jedoch auch nötig, um den Zerfall der Atomkerne zu steuern. Denn ohne Kontrolle würde sich ein einmal beschossener Brennstab immer weiter und schneller teilen – bis es zur Explosion, dem Super-GAU, kommt. Dabei würden wohl auch die Behälter und Gebäude zerbersten, die den Brennstab und das kochende Wasser ansonsten umgeben – wie eben in Tschernobyl passiert.

Der strahlende Staub würde sich – wie nach Tschernobyl geschehen – hunderte Kilometer weit verteilen.

Egal ob verursacht durch einen Anschlag, etwa einen Flugzeugabsturz (siehe nebenstehender Kasten), einen Bedienfehler oder einen Materialfehler: Ganz ausschließen lässt sich so ein Vorfall nicht, die Wahrscheinlichkeit ist sogar messbar. Nach Angaben der deutschen Gesellschaft für Reaktorsicherheit kommt es in einem deutschen Atomkraftwerk bei einer Betriebszeit von rund 40 Jahren mit einer Wahrscheinlichkeit von 0,1 Prozent zum Super-GAU. Doch nicht nur der kontrolliert zerfallende Brennstab in einem laufenden Atomkraftwerk birgt Gefahren: Noch immer weiß man nicht, wo die benutzten, aber weiterhin strahlenden Betriebsmaterialien entsorgt werden sollen.

Zwischenlager, wie im französischen La Hague sind, wie der Name verrät, nicht der Platz zur richtigen Endlagerung von Atommüll. Einen passenden und dauerhaften Platz – meist sind Salzbergwerke im Gespräch – hat man immer noch nicht gefunden. Von Max Hägler

Artikel vom 24.04.2006
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