Aida-Inszenierung in jeder Hinsicht herausragend

München - Opernevent der Sonderklasse

Tempeldiener feiern die Einsetzung von Radames als ägyptischen Heerführer bei der „Aida“-Monumentalproduktion in der Olympiahalle am Osterwochenende. 	Foto: Styleguide

Tempeldiener feiern die Einsetzung von Radames als ägyptischen Heerführer bei der „Aida“-Monumentalproduktion in der Olympiahalle am Osterwochenende. Foto: Styleguide

Nach Rotterdam, Hamburg und Hannover kam Giuseppe Verdis große Oper „Aida“ als „Arena-Version“ in die Olympiahalle nach München. Über 500 Mitwirkende, darunter 24 Ballettkinder der Münchner Ballettschule Söhn und 286 Statisten sorgten für eine gigantische Aufführung auf dem mit Sand abgedeckten Hallenboden.

Die Olympiahalle verwandelte sich in eine ägyptische Wüstenlandschaft mit künstlichen Seen und Flüssen. So wie in dieser Produktion habe man die tragische Liebesgeschichte der äthiopischen Sklavin „Aida“ und des ägyptischen Feldherrn Radames vermutlich noch nie erlebt.

Und in der Tat war hier einiges anders. Es herrschte schon vor Beginn der Oper eine geschäftige Betriebsamkeit auf der Spielfläche: Fischer flickten ihre Netze, Kinder tollten umher, Soldaten trainierten für den Kampf und ägyptische Priester hielten Zeremonien. Sämtliche Ausmaße waren mächtig. Die Zuschauer saßen rings um die Szene herum, das ist nicht einmal in der Arena von Verona möglich.

Hierbei stellte sich natürlich die Frage, ob die musikalische Qualität nicht unter dem Gigantismus des Szenischen würde leiden müssen. Aber mit dem Philharmonischen Chor München und dem Münchner Rundfunkorchester hatte man versierte Kräfte verpflichtet, die unter der enorm aktiven Leitung von Patrick Fournillier keine Wünsche offen ließen. Sie begleiteten aufmerksam und einfühlsam die Solisten oder setzten musikalische Akzente, wo nötig. Die Herausforderungen der Partitur, insbesondere den mit Schwierigkeiten gespickten Triumphmarsch, bewältigten gerade die Bläser des Rundfunkorchesters souverän.

Nicht anders die Solisten. Die nicht nur den musikalischen Raum voll ausfüllende Ines Salazar als Aida und der ebenso leidenschaftlich liebende wie selbstbewusst steuernde Keith Olsen als Radames durchlebten die Liebesgeschichte ungeachtet der enormen körperlichen Anstrengungen, welche die langen Wege im Areal der Olympiahalle zusätzlich von ihnen forderten. Und Chariklia Mayropoulou focht das Eifersuchtsdrama mit Aida unter Zuhilfenahme sämtlicher Mittel aus: gestisch, mimisch und stimmlich.

Die Schlussszene fesselte ungeachtet der großen Halle durch größte Intimität und stand damit in wirkungsvollem Kontrast zu den Massen- und Aktionsszenen im ersten, zweiten und dritten Akt. In der Inszenierung war abgesehen von kleinen Unstimmigkeiten alles wie aus einem Guss: Die Choreographie der mitwirkenden Statisten, die alle aus München kamen, das Rennen der von je zwei Pferden gezogenen Kriegswagen oder das süße Ballett der Kinder.

Der Triumphmarsch war dabei bildlich und musikalisch einer der Höhepunkte. Erst entwickelten die Tänzer aus Aluminiumstreifen nach und nach ein silber-goldenes Netz, das den zentralen Sockel des Tempels überzog, dann setzten vier Feuerwerke an den Ecken der Spielfläche den optischen Schlusspunkt. Dieses und viele weitere Ereignisse ließen diesen Abend szenisch, aber auch musikalisch, zu einem Erlebnis werden. Man darf gespannt sein auf die „Nabucco“-Monumentalversion nächstes Jahr. Von Angela Boschert

Artikel vom 20.04.2006
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