Lehrer-Wirth-Schule in der Messestadt Riem befindet sich im Ausnahmezustand

Messestadt Riem · Bröckelnde Bildungsstätte

Betreten auf eigene Gefahr: Udo Meyer (3. v. li.) und andere Schülereltern fordern, dass die Lehrer-Wirth-Schule schnellstmöglich saniert wird.	 Foto: ras

Betreten auf eigene Gefahr: Udo Meyer (3. v. li.) und andere Schülereltern fordern, dass die Lehrer-Wirth-Schule schnellstmöglich saniert wird. Foto: ras

Messestadt Riem · Nur Lehrer und Schüler dürfen die Tür zum Gang mit den Klassenzimmern passieren. Für andere ist hier, hinter dem Aula-Bereich, Schluss: »Unbefugten ist das Betreten verboten«, steht unmissverständlich auf Papp-Plakaten. Es hätte allerdings genauso gut heißen können: »Betreten auf eigene Gefahr!«, denn seit 2001 befindet sich die Riemer Lehrer-Wirth-Schule im Ausnahmezustand: 1999 mit renommierten Preisen ausgezeichnet, ist die Einrichtung heute ein mehr als marodes Bauwerk.

Dabei begann alles so glücklich: Als die Grundschule 1999 erstmals ihre Pforten geöffnet hatte, betraten die Schüler ein topmodernes Gebäude. Die Fassaden und Decken sind komplett aus Holz, denn jeder kleinste Winkel ist vom Gedanken umweltfreundlichen Bauens beseelt. Die Architekturszene jubelte, die Auszeichnung mit dem Bayerischen Holzpreis und sogar dem Deutschen Architekturpreis folgten. Doch dann, im September 2001, traten die ersten Schäden auf.

Zwei Wochen vor Schulbeginn standen die Räume innerhalb von ein paar Minuten unter Wasser. Die Leitungen im Keller waren aus noch immer ungeklärter Ursache geborsten. Die Räume wurden komplett überflutet, die Elektrik binnen Minuten zerstört. Die Stadt sanierte notdürftig »einfach drauf los, wir mussten ja alles tun, um pünktlich zum Schulbeginn fertig zu sein«, erinnert sich Rudolf Vogel, Teamleiter der »Maßnahmenträger Riem GmbH«, die das Stadtentwicklungsprogramm »Messestadt Riem« leitete.

Seitdem allerdings folgten die durch Baupfusch verursachten Schäden wie ins Kippen geratene Dominosteine: Technische Anlagen fielen aus, Holzlatten platzten von der Fassade weg, Fensterscheiben barsten aus heiterem Himmel – zuletzt wieder im Februar; inzwischen ist fast das ganze Gebäude eingerüstet. Wie um eine Mumie sind die riesigen Plastikfolien um die Innen- und Außenfassaden herum gewickelt. Dazu kam, dass das Dach den gewaltigen Schneemassen im vergangenen Monat nicht stand hielt und Wasser durch alle Ritzen sickerte.

Jedenfalls: Auf Schritt und Tritt begegnet man Mängeln. »Die Türen gehen viel zu schwer auf, ich frage mich, ob die Schüler im Notfall aus den Klassenzimmern kommen«, schimpft beispielsweise Udo Meyer, Vater eines Schülers. Die Treppenhäuser sind zu eng, die Aufhängung der Scheiben ist offensichtlich fehlerhaft. Für die Stadt München ist der Bau längst zum Alptraum geworden.

Nun sind endlich Klagen gegen das verantwortliche Architekturbüro eingeleitet, die Prozesslawine nimmt ihren Anfang. Um allerdings Haftungsansprüche geltend machen zu können, müssen die Fehler bis ins Detail nachgewiesen werden. Das heißt, dass in dieser Zeit nicht saniert werden darf. »Das wird ein steiniger und langwieriger Weg«, weiß Vogel. Damit er weniger langwierig wird, sind jetzt Schülereltern tätig geworden: Mit einer Unterschriftenaktion wollen sie erreichen, dass die Verantwortlichen alle Schritte einleiten, um eine schnelle und vor allem nachhaltige Sanierung der Schule zu erreichen. Rafael Sala

Artikel vom 11.04.2006
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