Unbeliebte Postagentur – Kühnel: »Wir wollen wieder ein eigenes Postamt«

Hasenbergl · »Nur eine Notlösung«

Der eigens abgestellte Post-Coach Siegfried Schalk gibt Starthilfe in Sachen Post-Service. Fotos: gf

Der eigens abgestellte Post-Coach Siegfried Schalk gibt Starthilfe in Sachen Post-Service. Fotos: gf

Hasenbergl · Der stellvertretende Vorsitzende des Bezirksausschusses Feldmoching/Hasenbergl, Rudolph Kühnel, spricht von »keiner guten Entwicklung für den Stadtteil« und Erika Fellner vom BA 24 bringt die Ohnmacht auf den Punkt: »Es ist halt besser als nichts.« Was beiden verdienten Lokalpolitikern die Stirn runzeln lässt, ist die neue Postagentur in einem Supermarkt in der Blodigstraße. »Das ist für mich nur eine Notlösung«, so Kühnel.

Und selbst der Pressesprecher der Post AG, Gert Hilger, räumt ein: »Solche Agenturen setzen wir normalerweise vorwiegend auf dem flachen Land ein.«

Am 1. April wurde die Postfiliale am Frühlingsanger 8 geschlossen und schon am Montag drauf öffnete die nagelneue Agentur in dem Eck im Keller des Supermarkts zum ersten Mal ihre Pforten. In der ersten Zeit steht den Agentur-Mitarbeitern eigens ein Post-Coach zur Seite, »aber eigentlich ist es ›Learning by Doing‹«, so Hilger. Ein schwieriges Preislisten-Dickicht, die ungewohnte Umgebung »so im Eck« und das fremde Computerprogramm – die Anspannung ist den beiden Damen hinterm Schalter schon deutlich anzumerken.

Dabei stehen die Kunden der »Notlösung« durchaus skeptisch gegenüber, machen auch mal ihrem Ärger Luft. Kühnel weiß, worum es den Bürgern im Hasenbergl geht: »Wir wollen wieder ein eigenes Postamt.« Zum Stadtteil gehöre eine eigenständige Filiale einfach dazu und spätestens mit der Umgestaltung des Einkaufszentrums an der Blodigstraße erhoffe sich der BA eine Geschäftsstelle der Post AG.

»Das kann sich der BA schon wünschen«, gibt sich Hilger indes geduldig. Bereits in wenigen Wochen werde die Agentur von den Bürgern vollends akzeptiert sein, »und sie werden sehen, dass das läuft«. Schließlich berge das Kooperationsmodell einige Vorteile, so Hilger weiter. »Oft sind die Agenturpartner freundlicher als unsere eigenen Leute.« Denn durch die Kooperation mit der Post hätten die Einzelhändler einen aktiven Anreiz zu mehr Service. Rund 7.500 Mal in Deutschland hätte dieses Prinzip bereits funktioniert, »und nur weil das jetzt da draußen die erste Agentur ist« nähmen die Kunden Anstoß daran.

Eben nicht nur deswegen, kontert Fellner: »Wir sind da sehr skeptisch und halten diese Agentur für eine reine Sparmaßnahme der Post.« Ohne ordentliches Postamt gehe auch ein Stück »Stadtteilflair« verloren. Zudem stellt Fellner auch die Effizienz vom seltsam anmutenden Supermarkt-Post-Eck in Frage: »Bei so vielen Einwohnern braucht’s auch eine entsprechende Versorgung.« Eine Agentur sei schließlich »viel zu unpersönlich«, so Fellner, »aber eben besser als nichts«. Gerald Feind

Artikel vom 11.04.2006
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