Viele Kinder sind fehlernährt

Mangel im Schlaraffenland

München · Viele Kinder, Jugendliche und auch Erwachsene sind zu dick.

Auf der anderen Seite häufen sich bereits bei Kindern und Jugendlichen die Fälle von Ess-Störungen, die zu der ebenfalls äußerst gesundheitsgefährdenden Magersucht führen.

Schlaraffenland Deutschland ­ und die Kinder sind trotzdem fehlernährt! Noch nie war das Lebensmittelangebot in den Geschäften so vielseitig und hochwertig wie heute. Obwohl Kühlschränke und Speiskammern überquellen, weisen viele Kinder und Jugendliche bedeutende Ernährungsdefizite auf, die ihr weiteres Leben durchaus gefährden können.

Ernährungsprävention beginnt im Supermarkt beim Befüllen des Einkaufswagens. Der erhobene Finger nützt nicht viel, wenn Eltern nicht die »richtigen« Lebensmittel einkaufen und anbieten: Fettarme Milch- und Milchprodukte, fettarme Fleisch- und Wurstwaren, viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukte, weniger Süßigkeiten, Chips und gesüßte Getränke.

Wie eine Studie mit 427 Kindern in Erlangen während eines Zeitraumes von zwei Jahren zeigte, fehlen bei vielen Kindern und Jugendlichen vor allem die Mineralstoffe Eisen, Jod, Kalzium, Folsäure sowie generell Bewegung und Zuwendung. Eisen ist für die Bildung von rotem Blut- und Muskelfarbstoff notwendig. Fehlt Eisen, sind Kinder und Jugendliche erhöhter Infektionsgefahr ausgesetzt, sie sind blass und werden schnell müde und erschöpft. Eisen finden wir hauptsächlich in Vollkornprodukten, Fleisch- und Wurstwaren, Obst und Gemüse. Obwohl bereits die meisten Familien Jodsalz verwenden, reicht diese Jodmenge nicht im geringsten zur Bedarfsdeckung aus. Für die geistige und körperliche Entwicklung von Kindern und Jugendlichen ist Jod ein essentieller Baustein. Eltern sollten beim Einkauf darauf achten, dass auch alle Brot- und Backwaren, die in relativ großer Menge verspeist werden, mit Jodsalz hergestellt wurden. Auch Milch- und Milchprodukte tragen wesentlich zur täglichen Jodversorgung bei. Seefisch, der ideale Jodspender, wird oft aus vielerlei Gründen leider abgelehnt.

Ein weiteres »Stiefkind« in der Ernährung von Kindern und Jugendlichen ist das Kalzium, da nur in jungen Jahren von Kindern und Jugendlichen in ausreichender Menge in die Knochen eingelagert werden kann. Je höher die Knochendichte ist, die in jungen Jahren erreicht wird, desto geringer ist die Gefahr eines Knochenbruchs oder einer Osteoporose im Erwachsenenalter. Täglich fettarme Milch- und Milchprodukte und reichlich Käse bilden den Grundstock einer ausgewogenen und vollwertigen »Knochenkost«. Folsäure, ein Vitamin der B-Gruppe, brauchen unsere heranwachsenden Kinder in besonderem Maße: Folsäure ist im Wachstumsprozess wichtig für den Eiweißstoffwechsel, die Blutbildung, Zellteilung und Zellerneuerung. Sie verhindert bei Erwachsenen das Risiko an Arteriosklerose zu erkranken und ist in den ersten drei Schwangerschaftsmonaten essentiell für das Wachstum des Embryos. Frisches Obst, grünes Gemüse, Hülsenfrüchte, Vollkorn- und Milchprodukte sowie Leber und Eier enthalten viel Folsäure.

Unsere moderne Lebensführung mit Computer, Internet und Fernsehen führt zu einem immer größer werdenden Bewegungsmangel vor allem bei Kindern und Jugendlichen. Viele Eltern sind beruhigt, wenn sie ihre Kinder daheim vor dem Fernseher, dem Videospiel oder Computer als Babysitter sicher aufgehoben wissen. Der Weg zur Schule wird mit dem Auto zurückgelegt.

Mit etwas mehr Interesse an der Ernährung und dem täglichen Lebenslauf der Kinder würden manche Ernährungs- und Erziehungsprobleme vermieden werden. Ernähren und verhalten sich die Eltern falsch, leben es die Kinder nach und behalten eine falsche Ernährungs- und Lebensweise ein ganzes Leben lang bei. Auf gut bayrisch: »Wie der Herr, so¹s Gscherr«

Artikel vom 28.12.2000
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