Die Park & Ride GmbH will keine Wiese mehr auf ihrem Riemer Parkhaus

Riem · Es grünt viel zu grün

Kostet 50.000 Euro im Jahr und sieht man noch nicht mal: Die Wiese auf dem Parkdach treibt P&R in den Wahnsinn. 	Foto: Archiv

Kostet 50.000 Euro im Jahr und sieht man noch nicht mal: Die Wiese auf dem Parkdach treibt P&R in den Wahnsinn. Foto: Archiv

Riem · Es grünt so grün in Riem. Und zwar viel zu grün: 2002 wurde die Park & Ride-Anlage Messestadt-Ost mit 1.170 Parkplätzen eingeweiht – samt einer technischen Neuerung: einem fußballfeldgroßen Rasendach. Das Problem: Wenn es nicht mithilfe zweier Hochleistungspumpen gegossen wird, vertrocknet es.

Ist dagegen die Dauerberieselung angeschaltet, wächst der Rasen so schnell, dass der Mähroboter im satten Grün stecken bleibt. Eine Lokalposse in vielen Akten.

Vor knapp vier Jahren wurde es preisgekrönt: das neue Parkhaus mit seinem Rasendach. Gar so schön sei es – und gut fürs Klima noch dazu. Im vergangenen Sommer wurde der Rasen endgültig in voller Blüte dem Betreiber, der städtischen Tochter Park & Ride GmbH, übergeben. Die Freude über das Grün aber währte nur kurz, denn bei einer Dachbegehung stellte sich heraus, dass die Halme am verdursten waren: »Bis zu 12 Stunden muss er bewässert werden«, berichtet der Park & Ride-Manager Manfred Zehetbauer. »Sonst vertrocknet er.« Aber wenn der Rasen zwölf Stunden lang nass war – was er ja sein musste, damit er nicht vertrocknet – konnte nicht gemäht werden: die Elektronik streikte. Wenn es windig war und der Rasen feucht, wurden die Parkhaus-Kunden regelrecht abgeduscht. Und schließlich wuchs die Wiese durch die Dauerberegnung auch noch so wild, dass der Mähroboter im hohen Gras steckenblieb.

Weil nun aus architektonischen Gründen kein Geländer auf dem Dach installiert ist – und daher aus Sicherheitsgründen kein Mensch zum Mähen ungeschützt hinauf darf – mussten Arbeiter mit Spezialgurten gesichert anstelle des Roboters den Rasen pflegen. Der Aufwand wurde hoch und höher – die Kosten explodierten regelrecht. Die Rasenpflege kostet inzwischen knapp 50.000 Euro jährlich – statt der ursprünglich angesetzten 6.325 Euro.

»So viel Geld haben wir nicht übrig«, klagt Zehetbauer. »Von Anfang an haben wir uns für einen weniger pflegebedürftigen Rasen ausgesprochen und sind daher nicht bereit, diese Kosten zu schultern.« Aber auch die städtische Kämmerei will nicht zahlen – obwohl sich die Stadt, allerdings auf Basis geringerer Unterhaltskosten, für das Dach entschieden hatte. Besser heute als morgen solle daher, so Zehetbauer, eine »extensive Begrünung« angepflanzt werden – ein Rasen, der nicht permanent gepflegt werden muss. Im Gegensatz zum aktuellen, immergrünen, »intensiven« Grün würden dann in diversen Farben blühende Kräuter wachsen.

Doch auch diese pragmatische Lösung birgt Probleme: der Architekt könnte sein Rasendach für schützenswert halten – und der Stadt die Bepflanzung mit weniger durstigen Kräutern verbieten. »Dies alles wird nun geprüft«, so Zehetbauer; vermutlich wird auch hinterfragt, ob der Architekt wegen der Fehlberechnung bei der Rasenpflege in die Pflicht genommen wird.

Die Prüfung wird rund ein halbes Jahr dauern – im Sommer wird also weiterhin viel Wasser ins Rasendach sickern. Vielleicht sogar mehr als im vorigen Jahr: Laut Bauernregel stehen nach dem heftigen Winter sonnenintensive Monate bevor. Nadine Nöhmaier

Artikel vom 04.04.2006
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