Heftiger Streit zwischen Berg am Laimer Bezirksausschuss und den Betreibern

Berg am Laim/Haidhausen · Kultfabrik vor dem Aus?

Noch feiern 20.000 junge Leute pro Wochenende in der Kultfabrik. Doch der Bezirksausschuss Berg am Laim sagt: »Jetzt reicht’s!« Foto: clash

Noch feiern 20.000 junge Leute pro Wochenende in der Kultfabrik. Doch der Bezirksausschuss Berg am Laim sagt: »Jetzt reicht’s!« Foto: clash

Berg am Laim/Haidhausen · Muss Münchens größtes Partygelände im kommenden Jahr seine Pforten schließen? Auf seiner jüngsten Sitzung beschloss der Bezirksausschuss Berg am Laim (BA 14) mit großer Mehrheit, einem erneuten Antrag der Betreiber auf Verlängerung der Zwischennutzung für das Kultfabrik-Gelände an der Grafinger Straße bis 2010 nicht zuzustimmen.

»Es war immer klar, dass die Kultfabrik eine Übergangslösung sein sollte. Wir haben einer Verlängerung jetzt schon zweimal zugestimmt, aber jetzt reicht es«, sagt der BA-Vorsitzende Josef Koch auf Anfrage. Der SPD-Mann habe dabei »einzig und allein die Interessen der Anwohner im Blick. Wir als BA sind für die Bürger da, nicht für irgendwelche Unternehmer.« Zu laut sei es, zu viel Dreck würde rund um die Kultfabrik und die benachbarten Optimolwerke entstehen, zu viel Kriminaldelikte würden passieren. »Die Kultfabrik gehört geschlossen. Wenn es nach mir geht, auch sofort«, so Koch weiter.

Das sieht Werner Eckart, dessen Familie das Gelände rund um die ehemalige Kartoffel-Fabrik gehört und die mit ihrer Firma »Narotec« gleichzeitig auch Betreiber der Kultfabrik ist, anders: »Ich fühle mich ein bisschen als Opfer«, erklärt er. »Wir haben bisher alle Auflagen der Stadt erfüllt. Außerdem würde das Gelände ohne die Kultfabrik mindestens drei Jahre brach liegen.«

Der Hintergrund: Ab 2008 sollten die Bagger auf das heutige Kultfabrik-Gelände rollen – für Münchens größtes Bauvorhaben »Rund um den Ostbahnhof« (ROST). Dies wird sich aber, wie von der Lokalbaukommission bestätigt wird, mindestens bis 2010 verzögern. Darum baten die Betreiber der Kultfabrik, auf deren Gelände nach eigenen Angaben pro Wochenende rund 20.000 Menschen feiern, um eine weitere Verlängerung der Zwischennutzung – die der BA verweigert hat. Nicht zuletzt, weil sich die Betreiber nicht an die Auflage gehalten hätten, dass Kultfabrik und Optimolwerke zusammen den Diskothekenstand um ein Drittel im Vergleich zu 2002 kürzen sollten. Tatsächlich sei mittlerweile wieder eine Nutzung von 90 Prozent im Vergleich zu damals erreicht. »Das ist aber nicht unsere Schuld«, sagt Eckart. »Wir haben uns an die Auflagen gehalten. Das Optimolgelände aber wurde von dessen Betreibern ausgebaut, dagegen haben wir keine Handhabe.«

Das ficht Koch nicht an. Er betont, dass »das für mich ein einziges Gelände ist. Einfach, weil die Besucher da auch keinen Unterschied machen.« Dass rechtlich gesehen diese Trennung aber berücksichtigt werden müsse, weiß Koch zwar, aber »das ist mir ziemlich egal. Es geht hier um die Bürger und Herr Eckart muss einfach mal einsehen, dass auch sein Gelände Probleme macht.«

Eckart hat Koch nun einen Brief geschrieben, um ihn und den BA doch noch umzustimmen. Doch Koch bleibt hart: »Die Entscheidung ist endgültig. Wir wollen die Kultfabrik in jetziger Form nicht mehr haben.« Damit stößt er nicht nur bei Eckart auf Unverständnis, sondern auch bei einem seiner Fraktionskollegen, der die Entscheidung partout nicht mittragen möchte, aber sich dieser aus demokratischen Gründen fügen werde. Eckart und die Kultfabrik-Betreiber haben die Hoffnung noch nicht aufgegeben und setzen nun darauf, dass Planungsreferat und Stadtrat anders entscheiden. Filippo Cataldo

Artikel vom 04.04.2006
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...