Der Kampf ist verloren: Die einzige Skatehalle Münchens schließt ihre Pforten

Schwabing · Hier gehen die Lichter aus

Kein Grund zur Freude für die Jugendlichen. Ihre Euro Skate-Halle wird am Freitag endgültig dichtgemacht. Foto: ks

Kein Grund zur Freude für die Jugendlichen. Ihre Euro Skate-Halle wird am Freitag endgültig dichtgemacht. Foto: ks

Schwabing · Jetzt hat es sich doch endgültig »ausgeskatet«. Trotz heftiger Gegenwehr gehen am Freitag, 31. März, in der Euro Skate Halle in der Leopoldstraße 250 die Lichter aus. Über zwei Jahre hatten Euro Skate und die Arbeitsgruppe Buhlstraße e.V. gegen die Schließung gekämpft – und schließlich doch verloren.

»Eigentlich hätte schon Ende 2005 Schluss sein sollen, aber wir konnten uns noch drei weitere Monate durch Sponsoren über Wasser halten«, erklärt Sozialpädagogin Uta Wolny von Euro Skate. Seither wurden die Öffnungszeiten verkürzt und ganze zwei von vier Vollzeitstellen gestrichen. »Zum Schluss gab es nur noch eine Drittel- und eine halbe Stelle. Aber auch die Jugendlichen, die in der Regel vier bis fünf Stunden pro Woche bei uns arbeiten konnten, verlieren ihren Job«, klagt Wolny.

Schuld an der Misere sei die Haushaltskonsolidierung der Stadt München, durch die alle Fördermittel für Euro Skate ersatzlos gestrichen wurden. Zwar konnten zunächst Sponsoren gewonnen werden, doch diese wollen ihr Engagement ohne Beitrag der Stadt nicht fortsetzen. »Beim Sportamt wurden wir damit abgespeist, dass unsere Arbeit zwar sinnvoll ist, aber leider kein Geld dafür vorhanden sei«, ärgert sich Christel Bulcraig von der Arbeitsgruppe Buhlstraße e.V. Dass die nötigen finanziellen Mittel fehlen, gibt auch Edith Rubenbauer vom Sportamt zu. »Wir müssen bei der Förderung Prioritäten setzen.« Nach eingehender Prüfung durch das Sozialreferat mangele es vor allem an der Rentabilität von Euro Skate. In den nächsten Jahren solle versucht werden Ausweichmöglichkeiten zu schaffen. Derzeit gebe es jedoch keinen Ersatz und keine konkreten Planungen, erläutert Rubenbauer.

Die Leidtragenden an der Geschichte sind die Skater selbst, denen nicht nur ein überdachter Platz für ihr Hobby verloren geht, sondern auch die pädagogische Betreuung. Bulcraig: »In der Einrichtung wurde nicht nur Sport getrieben, sondern Pubertätsprobleme besprochen, Misshandlung in der Familie und Obdachlosigkeit.« Nach einer Demonstration im November letzten Jahres (wir berichteten) bevölkerten die Skater auch Bezirksausschusssitzungen und Bürgerversammlungen und hätten damit die Lokalpolitiker überzeugt. »Die Bezirksausschüsse standen hinter uns. Wir haben alles getan, was wir konnten. Jetzt machen wir eben dicht«, resigniert Bulcraig. Rubenbauer hingegen gibt an, dass als Ersatz schon weitere »Bolzplätze« in Planung seien – was den Skateboardern wenig nutzt. Jetzt erwartet Bulcraig, dass die Skater auf den öffentlichen Raum ausweichen werden, denn da es in München keine andere Skatehalle gibt, würden die Jugendlichen vermehrt auf Straßen, in Tiefgaragen und U-Bahnhöfen angetroffen.

Wolny sieht dagegen positiv in die Zukunft. Sie will versuchen einen Skateboard-Verein zu gründen und dann über den Weg der Sportförderung Zuschüsse zu bekommen. Ob vom Sportamt dann jedoch die Priorität auf die Skater gelegt wird, ist fraglich. Kathrin Schubert

Artikel vom 28.03.2006
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