Nach BA-Sondersitzung: Wiener Platz soll ganz zur Fußgängerzone werden

Haidhausen · Ein Ort für Flaneure

Gefährliches »Spielzeug« für Kinder: die Steinpoller, die eigentlich den Wiener Platz begrenzen sollen. Foto: Archiv, em

Gefährliches »Spielzeug« für Kinder: die Steinpoller, die eigentlich den Wiener Platz begrenzen sollen. Foto: Archiv, em

Haidhausen · Auf oder zu, darum ging es bei der Sondersitzung des Bezirksausschusses Au-Haidhausen (BA 5) am vergangenen Mittwoch, 22. März, im Hofbräukeller. Rund um den Wiener Platz drehte sich der Abend – und um die Frage, ob die einst von den meisten Geschäftsleuten geforderte Durchfahrt zur Sckellstraße nun wieder geschlossen werden solle.

Dass der Platz für Flaneure dadurch wesentlich attraktiver würde, darüber war man sich schnell einig. Ebenso über das wichtigste Argument: Kinder. Sie würden den gesamten Platz als eine große Freifläche erleben und die schmale Furt oft nicht als Straße erkennen, auf der sie mit Autos rechnen müssen. Die relativ niedrigen Steinpoller seien besonders für kleinere Kinder eher Spielgeräte als eine Begrenzung.

Eine Verkehrszählung vor Ort sollte die Belästigung der Betroffenen und besonders die Gefahr für die Kleinsten einschätzen helfen. Seit Oktober 2005 liegen die Zahlen vor: Innerhalb von 24 Stunden zählte das Kreisverwaltungsreferat (KVR) 230 Autos und Lieferwagen. Damit war für das KVR klar: Alles kann so bleiben, wie es ist. Nach Anwohnerprotesten gibt man sich gesprächsbereit. Zwar sind sich KVR und Planungsreferat einig, dass die jetzige Regelung sich bewährt habe – sollte aber der BA zu einem anderen Schluss kommen, werde man sich nach dessen Beschluss richten und die Durchfahrt zu einer Fußgängerzone mit Rad- und Lieferverkehr erklären, so das Amt. Genau das will der BA jetzt erreichen.

Nach einer lebhaften Diskussion, an der sich auch viele Anwohner beteiligten, war man sich mit einer Gegenstimme einig, zu beschließen, die jetzige Furt aufzuheben. Das bedeutet gleichzeitig das Entfernen der Steinpoller und eine einheitliche Gestaltung des ganzen Platzes als Fußgängerzone, die auch für Radfahrer und den Lieferverkehr erreichbar ist. Ein weiteres wichtiges Anliegen der Anwesenden betraf den Gastgeber Friedrich Steinberg, Junior-Chef des Hofbräukellers. Vorwürfe prasselten auf ihn ein, da die Besucher seines Biergartens von Frühjahr bis Herbst den Wiener Platz mit ihren Fahrrädern blockierten. Auch BA-Vorsitzende Adelheid Dietz-Will (SPD), die die Versammlung sonst sehr besonnen leitete, fand deutliche Worte: »Sie haben die Toleranzschwelle überschritten. Kein Haidhauser geht noch in Ihren Biergarten.« Der Wirt versuchte erst, sich zu verteidigen. Als jedoch die Kritik seiner Nachbarn immer nachdrücklicher wurde, versprach er nach einem entsprechenden Beschluss der Versammlung, den Radfahrern künftig mehr Ausweichflächen zu Verfügung zu stellen. Zu weiteren Möglichkeiten, für weniger wild auf dem Platz abgestellte Räder zu sorgen, wurden auch die anwesenden Vertreter von KVR, Bau- und Planungsreferat befragt.

Als Ergebnis wurde das Aufstellen neuer Schilder beschlossen: Zum einen wird die Feuerwehrzufahrt des Platzes ausgewiesen, zum anderen sollen im Bereich der Stände Fahrräder verboten werden. Rainer Hechinger, stellvertretender Direktor der Großmarkthalle, sagte dies sofort zu. Johann Sandmeier, der Vertreter des Baureferats, brachte das Problem etwas entspannter auf den Punkt: »Radverkehr ist halt mit einer bestimmten Anarchie verhaftet.«

Mit diesem Maßnahmenpaket steht dem Flanieren auf dem Wiener Platz ja nichts mehr im Wege. Eva Mäkler

Artikel vom 28.03.2006
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