Lehrerverband fordert öffentliche Diskussion

München - Jeder dritte Schüler hat Angst

Jeder dritte Schüler in Deutschland fürchtet sich vor Gewalt an seiner Schule, jeder fünfte wurde bereits angegriffen, jeder dritte hat Angst, jemandem zu helfen, der attackiert wird. Und jeder vierte schaut folglich weg, wenn seine Mitschüler drangsaliert werden.

Das ermittelte eine repräsentative Emnid-Umfrage unter eintaused 12- bis 17-jährigen deutschen Schülern. Und der Bundesverband der Unfallkassen setzt noch einen drauf: Jeden Schultag würden in Deutschland 480 Schüler so schwer verletzt, dass sie zum Arzt müssen. Zahlen, die auch die Politik alarmieren: „Wir dürfen nicht länger zulassen, dass eine große Zahl junger Menschen durch Mitschüler an der Schule drangsaliert, eingeschüchtert und verängstigt wird“, fordert Stephan Mayer, innen- und rechtspolitischer Sprecher der CSU-Landesgruppe im Bundestag. „Schule darf kein rechtsfreier Raum sein! Daher müssen Gewalttaten an der Schule nachgiebig und rückhaltlos verfolgt werden. Schülerinnen und Schüler müssen unbelastet und frei von Angst lernen können.“ Mayers Lösungsvorschlag: Vertrauensstellen und Streit-schlichter.

Der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) begrüßt diese Maßnahmen zwar, kritisiert aber, dass Streitschlichter und Sicherheitskonzepte nur die Symptome lindern: „Nach wie vor werden an den Schulen die eigentlichen Ursachen von Gewalt nicht bekämpft“, beklagt BLLV-Präsident Albin Dannhäuser. Dabei hätten Aggression und Mobbing oft mit dem Lebensumfeld der Schüler zu tun und Misserfolgserlebnissen an Schulen. „In der schulpolitischen Diskussion wird häufig vergessen, dass eine wesentliche Ursache gewalttätigen Verhaltens in der emotionalen Vernachlässigung vieler Kinder liegt.“ Die heutige Schule müsste deshalb zunehmend vom Lern- zum Lebensraum werden, in dem Kinder und Jugendliche intensiv pädagogisch betreut werden. „Wir brauchen eine ernsthafte öffentliche Diskussion zum Thema Gewalt an Schulen und in der Gesellschaft, Maßnahmen, die solchen Taten vorbeugen“, fordert Dannhäuser „Und wir brauchen Politiker, die sich beherzt dafür einsetzen, dass sich die Situation an den Schulen nicht weiter verschärft.“ Von Nadine Nöhmaier

Artikel vom 23.03.2006
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