Der Kinder- und Jugendtreff Milbertshofen »Tasso« feiert 40-jähriges Bestehen

Milbertshofen · Ein junger, wilder Haufen

Ulrike Renner vor den Graffiti-Kunstwerken im »Tasso«: »Die Jugendlichen haben sich in den 40 Jahren kaum verändert. Es ist immer ein Haufen junger Wilder.« – manch einem sind sie zu wild.	 Foto: zip

Ulrike Renner vor den Graffiti-Kunstwerken im »Tasso«: »Die Jugendlichen haben sich in den 40 Jahren kaum verändert. Es ist immer ein Haufen junger Wilder.« – manch einem sind sie zu wild. Foto: zip

Milbertshofen · Der Kinder- und Jugendtreff Milbertshofen, »Tasso«, feiert am kommenden Freitag, 17. März, sein 40-jähriges Bestehen. Für das Freizeitheim gilt noch immer das Motto, welches das »Tasso« von Beginn an prägt: »no risk – no fun, so lässt sich das am besten beschreiben«, ist Leiterin Ulrike Renner überzeugt.

Doch bei den Geburtstagsfeierlichkeiten am kommenden Wochenende gehen die Jugendlichen und das Team um Renner ausnahmsweise einmal kein Risiko ein: Offizielle Begrüßungen, Sekt-Empfang und der Auftritt der beliebten Rockband »Cagey Strings« – das alles bei freiem Eintritt. Und das obwohl das »Tasso« nicht immer nur in Feierlaune war. Zum Zwölfjährigen hätte die Geschichte des Jugendtreffs beinahe ein abruptes Ende genommen. 1978 entfachte der bittere »Kampf um das Freizeitheim«.

Die Anlagen der Jugendstätte sollten damals geschlossen und das Gelände vom TSV Milbertshofen übernommen werden. »Der Verein brauchte mehr Platz«, erinnert sich Renner. Damit wäre das frühe Ende des Freizeitheims besiegelt gewesen. Doch das Vorhaben scheiterte an der massiven Gegenwehr seitens der Betreuer, Kinder und deren Eltern. Das »Tasso« sammelte Unterschriften, der Kreisjugendring wurde eingeschaltet und mehrere Demonstrationen auf dem Marienplatz organisiert. Die Übernahme konnte in letzter Sekunde abgewehrt werden. Rund 30 Jahre später steht das »Tasso« erneut vor einem ernsthaften Konflikt: »Ein Nachbar macht uns massive Probleme.« Die Jugendlichen seien zu laut, der Lärm nach Meinung des Anwohners unerträglich. »Dabei ist er der Einzige, der sich beschwert«, glaubt die Leiterin zu wissen.

Die Folgen: Basketball können die Jugendlichen nur noch bis 20 statt bis 22 Uhr spielen, Partys enden früher als bisher und »Midnight-Skating« wurde komplett gestrichen.

Doch Not macht erfinderisch. Die Jugendlichen komponierten einen RapSong, zeichneten ihn auf und spielten das Stück dem Bezirksausschuss vor. Das Lied der »Monaco Nordlichter« versteht sich als Appell mit der Bitte um Verständnis und dem Wunsch »einfach nur Musik machen zu wollen«. Schließlich sei jeder Nachbar auch einmal jung gewesen.

Viel Hoffnungen verbindet Renner mit der kommenden Lärmmessung Mitte April. Dann werde sich die zukünftige Situation entscheiden. Vorerst gilt: »Wir werden kämpfen!« – mit leisen Mitteln und mit Diplomatie. Denn das »Tasso« kennt auch ruhige Zeiten, in denen sich die Betreuer um die Kinder und Jugendlichen kümmern. So standen die 90er Jahre im Zeichen der Trendsportarten, die 80er im Sinne der interkulturellen Arbeit und die 70er Jahre unter dem Motto der wilden »Rocker«.

Auch Jahre später, als die »jungen Rocker« älter geworden waren, haben diese das Tasso nicht vergessen. »Das war wirklich lustig«, grinst die Leiterin. Ganz »unspießig« feierten ehemalige Rocker ihre Hochzeit im »Tasso«. Fast so, als würden sich die Zeiten nicht ändern – »Die Jugendlichen hier im ›Tasso‹ jedenfalls haben sich kaum verändert. Es war schon immer ein Haufen junger, wilder Leute.«

Kommenden Freitag sind leise Töne und ein frühes Ende also nicht zu erwarten, denn Getreu ihrem Motto gilt einmal mehr: »no risk – no fun«. C. Zipperlen

Artikel vom 14.03.2006
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