Kleinere Geschäfte sollen Arbeit des Gelben Riesen schultern

Neuhausen: Postfiliale macht dicht!

Zuerst ist die Post knapp zwei Jahre im Container beheimatet - dann macht sie ganz dicht: Eine Hiobs-Botschaft für die Anwohner, die auf guten Post-Service angewiesen sind. Foto: nan

Zuerst ist die Post knapp zwei Jahre im Container beheimatet - dann macht sie ganz dicht: Eine Hiobs-Botschaft für die Anwohner, die auf guten Post-Service angewiesen sind. Foto: nan

Die Neuhauser Bürger, die rund um die Postfiliale an der Leonrodstraße 56 wohnen, sind in heller Aufregung: Seit knapp zwei Jahren müssen sie jetzt schon ihre Postgeschäfte in einem zugigen Container erledigen – und nun, da die Filiale des Gelben Riesen nach langen Renovierungsarbeiten endlich zurück in ihre ursprünglichen Räume ziehen sollte, heißt es: die Filiale macht dicht!

„Genaueres wissen wir nicht darüber“, sagt Hans-Jörg Scheerer, Mitglied des Bezirksausschusses Neuhausen-Nymphenburg (SPD). „Gerüchteweise ist zu uns Bürgern durchgesickert, dass die Post ihre Dienste im Viertel künftig aus privater Hand anbieten will.“ Und das macht den Bürgern Sorgen: „Wer die Gegend kennt, kann sich nicht vorstellen, dass eines der kleinen Geschäfte – wir haben im Grunde nur Kleinstgeschäfte hier – vernünftig die Aufgaben der Post schultern kann.“ Überhaupt versteht Scheerer nicht, warum die Filiale schließt: „Sie ist immer ausgelastet, man muss dort immer warten.“

Gert Hilger, Sprecher der Post, bestätigt dagegen im Gespräch mit dem Samstagsblatt: „Wir werden die Filiale im Laufe der folgenden Monate durch eine Agentur ersetzen – auch aus wirtschaftlichen Gründen; wir sparen damit beispielsweise die Miete. Und auch unser künftiger privater Partner profitiert: Er kann sein Sortiment erweitern und neue Kunden gewinnen.“

Die Anwohner indes müssten keine Angst haben, nicht mehr versorgt zu sein: „Die neue Agentur muss sich im Umkreis von rund zwei Kilometern der bisherigen Filiale befinden.“ Erst wenn ein geeigneter Partner gefunden sei, werde die bestehende Filiale geschlossen. Überhaupt werde die Agentur definitiv alle Aufgaben der Post übernehmen: dort werden Pakete angenommen sowie Postbank-Geschäfte erledigt. „Die Betreiber sind natürlich dann auch an das Post- und Bankgeheimnis gebunden“, versichert Hilger.

Aber ist das denn nicht unseriös – in einem Laden seine Semmeln zu kaufen und nebenher 1000 Euro abzuheben? „In der Regel richten unsere Partner eigene Ecken für die Post- und Postbankgeschäfte ein: Diese laufen dann in der Regel getrennt vom normalen Geschäft ab.“ Scheerer kann sich trotz allem nicht vorstellen, dass ein geeigneter Partner gefunden wird. Und: Für ältere Bürger sei es durchaus ein Problem, wenn die Post künftig zwei Kilometer weiter entfernt ist. Der SPD-Mann jedenfalls befürchtet eine „drastische Verschlechterung der Leistungen.“ Es gebe ohnehin bereits extrem wenige Briefkästen im Viertel.

Und auch mit dem Einzug der Postfiliale in den Übergangs-Container vor knapp zwei Jahren verschlechterte sich der Service für die Bürger: „Seit der neuen Bleibe gibt es nur noch ein kümmerliches Angebot an Büromaterialien bei der Post zu kaufen – das war früher besser“, so Scheerer.

Zudem machen die Beamten, die im Container arbeiten, stets drei Stunden lang Mittagspause: von 12 bis 15 Uhr. Ein Aspekt, der sich wohl verbessern dürfte, wenn die Postgeschäfte von einem Privatanbieter übernommen werden. Scheerer: „So lange Mittagspause zu machen – das könnte sich ein normaler Laden gar nicht erlauben.“ Von Nadine Nöhmaier

Artikel vom 02.03.2006
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