Uri Siegel erhält wertvolle Ausgaben aus Gabriele Rosenthals Bibliothek

München · Bibliothek gibt »arisierte« Bücher zurück

München · In vielen großen Bibliotheken und Sammlungen Deutschlands haben die Jahre des Dritten Reiches bedrückende Spuren hinterlassen – auch in der Bayerischen Staatsbibliothek. Eine 2003 im Haus gegründete Arbeitsgruppe bemüht sich, die Verstrickung der Bibliothek in das seinerzeitige »Arisierungs«-Geschehen aufzuklären.

Ziel ist die Rückgabe »arisierter«, das heißt den jüdischen Eigentümern geraubter und der Staatsbibliothek überstellter Bücher.

Die heute für die Bayerische Staatsbibliothek Verantwortlichen freuen sich, dass die mühsame Sucharbeit einmal mehr zum Erfolg geführt hat: Zwei Bände können am Montag, 6. März, symbolhaft an die rechtmäßigen Erben zurückgegeben werden.

Eine Ausstellung erneuerte im Jahr 2004 den Kontakt zu Uri Siegel, einem Neffen Gabriele Rosenthals, der schon 1953 an der Rückführung eines Großteils der Bibliothek seiner Tante mitgewirkt hatte. Zahlreiche Bücher waren seinerzeit von der Gestapo an die Bayerische Staatsbibliothek übergeben worden.

Alte Karteikarten, die Siegel noch besaß, führten 2004 auf die Spur zweier weiterer Bücher der Bibliothek Rosenthal, einer Erstausgabe von Friedrich Schillers »Wilhelm Tell« und einer frühen Ausgabe von Guy de Maupassants Mademoiselle Fifi mit persönlicher Widmung des Verfassers. Am Montag, 6. März, wird der Generaldirektor der Bayerischen Staatsbibliothek, Rolf Griebel, die beiden Bände zurückerstatten. Entgegennehmen wird sie Uri Siegel als Vertreter der heute verstreut lebenden Erben Gabriele Rosenthals.

Die Bayerische Staatsbibliothek wird sich weiter darum bemühen, dass Rückgaben wie diese, sich nicht auf einen Einzelfall beschränken. Hilfsmittel dabei ist, unter anderem, die »Lost Art Internet Database« (www.lostart.de), ein gemeinsames Projekt des Bundes und der Länder zur Erfassung von Kulturgütern, die in den Jahren der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft verschleppt, verlagert oder – insbesondere jüdischen Eigentümern – verfolgungsbedingt entzogen wurden.

Artikel vom 01.03.2006
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