Unterwegs mit dem Vogelgrippe-Sonderwagen der Feuerwache Ramersdorf

Ramersdorf · Einsatz mit ruhiger Hand

Mal wieder eine tote Taube: Richard Hartmann (li.) und Christian Übel von der Feuerwache Ramersdorf am Montag beim Einsatz in der Fußgängerzone. F.: ms

Mal wieder eine tote Taube: Richard Hartmann (li.) und Christian Übel von der Feuerwache Ramersdorf am Montag beim Einsatz in der Fußgängerzone. F.: ms

Ramersdorf · Kein Blaulicht, kein Sirenengeheul, noch nicht einmal feuerrot. Ein orangefarbener, kleiner Pritschenwagen mit Funkgerät, vollgepackt bis obenhin mit Schutzkleidung und Desinfektionsmittel – so präsentiert sich eines der zwei Münchner Vogelgrippe-Sondereinsatz-Fahrzeuge.

Der einfache Wagen der Feuerwache Ramersdorf sammelt seit 16. Februar in ganz München zusammen mit dem Auto der Feuerwache Pasing tote Vögel ein. 2?? waren es bis Redaktionsschluss am Dienstag, 28. Februar, davon ? Schwäne und ? Enten, die als besonders virusanfällig gelten.

Nicht nur das Gefährt ist recht unspektakulär. Ruhig laufen auch die derzeit rund 23 Einsätze pro Tag ab, zu denen etwa halbstündlich zwei Feuerwehrmänner nach Anrufen von Spaziergängern oder Hausmeistern ausrücken. »Das Schwierigste ist dabei, das Vieh zu finden«, sagt Karl Pieterek, Sprecher der Münchner Feuerwehr. Für Panik oder hektisches Handeln gibt es derzeit jedenfalls keinerlei Anlass. Auch wenn die Ergebnisse für die auf der bayerischen Seite des Bodensees gefundenen Wasservögel noch ausstehen, und der gefährliche Virus derzeit in vier Bundesländern nachgewiesen ist.

Zwar könnten sich Menschen laut bayerischem Gesundheitsministerium selten und normal nur nach engem Kontakt zu infiziertem Geflügel anstecken, doch die Münchner Feuerwehrmänner gehen bei aller Gelassenheit auf Nummer Sicher. Toten Wildvögeln, wie die bisher in München aufgelesenen Schwäne und Enten, nähern sich die Feuerwehrmänner stets mit Schutzanzug, Atemmaske, Schutzbrille und zwei Paar Handschuhen übereinander. Die Montur wird samt Tier in einem Plastiksack verpackt zur Untersuchung in die Landesuntersuchungsanstalt nach Oberschleißheim gebracht. In einem speziellen Container beim Wertstoffhof in der Truderinger Straße landet dagegen der große Rest der Sing- oder Krähenvögel und Tauben, die als wenig anfällig für die Vogelgrippe gelten. Für sie zücken die Feuerwehrmänner deshalb bislang nur Plastiktüte und Handschuhe. »Erst wenn mehr als fünf Vögel (ausgenommen Tauben) gleichzeitig auf einer Fläche von der Größe eines halben Fußballfeldes gefunden werden, was aber in München bisher nicht der Fall war, besteht Anlass die Polizei oder Feuerwehr zu verständigen«, erklärt das staatliche Veterinäramt, mit dem die Feuerwehr eng zusammenarbeitet.

Die Bürger könnten die Tiere durchaus auch selbst beseitigen, etwa mit einer Schaufel, die danach mit kochend heißem Wasser desinfiziert wird, rät das Amt. »In diesen Zeiten kann man den Bürgern aber nicht zumuten, ungeschützt einen toten Vogel anzufassen«, findet Pieterek. Und so rückt die Münchner Feuerwehr tatsächlich bei jedem toten Federvieh aus. Dabei ist das Einsammeln der Tiere nur einer der vielen Jobs der Floriansjünger.

»Der Vogelgrippe-Einsatz, der zwar auch für uns bisher einmalig ist, gehört zu unseren technischen Hilfeleistungen, die ein Großteil der Münchner Feuerwehreinsätze ausmachen, jährlich etwa 96.000, z. Bsp. Unfälle.« Brände zu löschen gibt es in München dagegen »nur« 4.000 im Jahr. »Wir sind halt das Mädchen für alles«, sagt Pietereck, »das ist aber absolut positiv gemeint, darauf sind wir stolz.« Michaela Schmid

Artikel vom 28.02.2006
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