Früher gab der „gelbe Riese“ das Postleitzahlen-Buch gratis heraus – jetzt kostet’s 6,95 Euro

Die Post bezahlen für Postleitzahlen

Wer einen Brief schreibt, muss ihn anschließend vollständig adressieren: Sonst kommt er womöglich niemals an. Foto: Pixelquelle

Wer einen Brief schreibt, muss ihn anschließend vollständig adressieren: Sonst kommt er womöglich niemals an. Foto: Pixelquelle

Rund 30.000 Postleitzahlen gibt es in Deutschland seit der Postleitzahlen-Reform im Jahr 1993 – allesamt werden sie von der Deutschen Post AG festgelegt. Mit diesem Zahlenwust hat der Konzern immer noch zu tun: täglich gibt es neue Nummern; in Summe haben sich seit 1993 65.000 kleine wie große Änderungen bei den Postleitzahlen ergeben – durch Eingemeindungen, neue Wohngebiete, Straßen, die plötzlich anderen Stadtvierteln zugerechnet wurden etc.

Höchste Zeit also, ein neues Postleitzahlen-Buch herauszugeben, befand die Post vor wenigen Monaten – und rieb sich bei diesem Gedanken die Hände: wenn der Gelbe Riese nämlich für jedes neue Exemplar des Buches Geld verlangt, kann er damit großen Reibach machen: seine Kunden schließlich sind darauf angewiesen, die richtigen Zahlen auf ihre Briefe zu schreiben: „Es ist im Interesse des Absenders, seine Post richtig zu adressieren: Sonst kann nicht dafür garantiert werden, dass diese ankommt“, so Uwe Bensien, Pressesprecher des Konzerns.

Wofür allerdings garantiert werden kann, ist, dass es die Kunden ärgert, dass das neue Buch immerhin 6,95 Euro kostet: schließlich gab es die vorige Ausgabe, die 1993 erschien, zum Nulltarif. „Damals war das ein Service von uns, den wir uns leisteten, weil sich ja alle Zahlen komplett verändert hatten“, so Bensien. „Das neue Buch ist eine Zusatzleistung. Und wer eine Zusatzleistung in Anspruch nimmt, muss dafür zahlen. So ist das überall anders auch.“

Allerdings: nicht nur der Kunde, auch der Gelbe Riese selbst profitiert davon, dass alle Briefe vollständig adressiert sind.

Bensien: „Der Absender ist nur dann hundertprozentiger Nutznießer unserer Leistungen, wenn er richtig adressiert. Und uns erleichtert das die Arbeit ungemein.“

Denn wenn die Postleitzahl fehle, komme die Post – wenn überhaupt – nur mit einigen Tagen Verzögerung an: Wenn nämlich „die Maschine für Adresserkennung“ keine Postleitzahl auf dem Brief findet, so Bensien, dann wird ein Bild der Adresse via Videoscan auf den Computer eines Mitarbeiters gebeamt. Ist auch dann keine Adresse ersichtlich, kontrolliert ein weiterer Mitarbeiter händisch den Briefumschlag. Und wenn definitiv keine Postleitzahl auf dem Couvert steht – dann kommt der Brief an die „Sonderermittlung“ nach Marburg: Diese öffnet die Post, um zu sehen, ob im Brief ein Hinweis auf den Empfänger zu finden ist. Fruchtet auch das nicht – dann geht der Brief, wenn möglich, an den Absender zurück. „Eine Oma Müller in München ist eben nicht zu ermitteln“, so Bensien.

Postleitzahlen gibt es übrigens seit anno 1853: die Postverwaltung Thurn und Taxis hatte mit Hilfe von Ringnummernstempeln Orten einen Zahlencode zugeordnet. Am 5. Juli 1941 führte die Reichspost eine zweistellige Postleitzahl ein; 1962 schließlich trat das vierstellige Zahlensystem in Kraft. Dies wurde am 1. Juli 1993 durch das fünfstellige System ersetzt: Die neuen Zahlen wurden benötigt, weil durch die Wiedervereinigung Deutschlands Orte in Ost- und Westdeutschland die gleiche Postleitzahl hatten, nun aber einem Staat angehörten.

Übrigens: Wer einen Internetzugang hat, kann sich das neue Postleitzahlen-Buch guten Gewissens sparen: auf der Seite www.plz-postleitzahl.de kann man die gewünschten Nummern kostenlos herausfinden. Von Nadine Nöhmaier

Artikel vom 23.02.2006
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