Ein Kurzfilm behandelt das komplexe Thema der Haidhauser »Drogenszene«

Haidhausen · Die Macht der Bilder

Erleichtert und zufrieden präsentierten sich die beiden Jung-Filmer Clemens Krüger und Roderick Friedrich nach gelungener Premiere dem Publikum. Foto: zip

Erleichtert und zufrieden präsentierten sich die beiden Jung-Filmer Clemens Krüger und Roderick Friedrich nach gelungener Premiere dem Publikum. Foto: zip

Haidhausen · »Es wird sie immer geben«, meint Clemens Krüger (22), der gemeinsam mit Roderick Friedrich (21) einen Dokumentarfilm über Alkoholsüchtige, Drogenkonsumenten und Obdachlose auf Haidhausens Plätzen gedreht hat. »Und täglich grüßt das Murmeltier in Haidhausen« heißt die Dokumentation der beiden Haidhauser Filmemacher, die das Problem anhand eines 20-minütigen Kurzfilms aus mehreren Perspektiven beleuchtet.

Initiiert und finanziert durch den Bezirksausschuss Au-Haidhausen (BA 5), war der Streifen, vorerst einmalig, vergangenen Sonntag, 19. Februar, im Rahmen des BA-Jahresanfangsfests, zu dem rund 250 Stadtteilbewohner erschienen waren, im Rio Filmpalast zu sehen. Anlass waren zahlreiche Briefe und Beschwerden an den BA über die zunehmende Anzahl von lärmenden und trinkenden Menschen im Stadtviertel. »Ziel des Films ist es, das Problem so darzustellen, wie es tatsächlich ist«, erklärt BA-Vorsitzende Adelheid Dietz-Will.

Nichts zu beschönigen aber eben auch aufzuräumen mit Fehleinschätzungen und Vorurteilen. Mit der Macht der Bilder die Verhältnisse klarzustellen. Der Titel, in Anlehnung an die Filmkomödie von 1993, in der Bill Murray als zynischer TV-Mann den gleichen Tag unzählige Male durchleben muss, beschreibt die tägliche Routine und ständige Wiederholung im Leben eines »Stammstehers«, einer, der tagtäglich morgens bis abends auf dem Pariser Platz oder dem Orleansplatz herumhängt. Anhand von verschiedenen Aussagen, vom Ladenbesitzer, über den Streetworker bis hin zum »Stammsteher«, gelingt es dem Film, den Fokus auf mehrere Perspektiven zu legen und einen realistischen Blick auf das Problem zu werfen. Der Film bietet keine Lösungsvorschläge, er versucht die Augen zu öffnen, aufzuklären, über ein Problem, das jeden betrifft. »Vielleicht ist man selber ja der Nächste«, so Roderick Friedrich. Er hat selbst erlebt wie Leute aus seinem Bekanntenkreis einfach »weggefallen sind«. Abgestürzt in den Sumpf der Drogen. Man solle doch »bitte differenzieren«, das ist den beiden Filmemachern wichtig. »Die Menschen werden verallgemeinert«, das »Stigma des Bösen« laste auf ihnen.

Das Ganze mal aus einer anderen Sicht zu betrachten; nicht überreagieren und versuchen, die Probleme der betroffenen Personen zu erkennen, das wünschen sich die beiden Jung-Regisseure für die Zukunft und im Besonderen: »Die Menschen nicht zu verurteilen.« Oftmals seien die Betroffenen aufgrund von Arbeitslosigkeit, wie der Film erzählt, dem »Suff« verfallen. Da sie sich die Kneipe nicht mehr leisten können, siedeln sie um auf den öffentlichen Platz. Nicht unbedingt freiwillig, sondern aus Mangel an Alternativen, wie deutlich aus dem Film hervorgeht. Lautstark wird in Briefen an den BA eine erhöhte Polizeipräsenz gefordert, wie im Film zu sehen ist und am besten solle man »diese Leute« doch einfach vertreiben. Dass auch das keine Lösung sein kann spiegelt sich in dem Begriff des »Junkie-Joggings« wieder, erklärt ein Sozialpädagoge im Film. Wer von dem einen Platz vertrieben werde, tauche am nächsten wieder auf.

Was die Zukunft der beiden Filmemacher betrifft, haben sie klare Vorstellungen: Krüger hofft auf eine Karriere als Kameramann und Friedrich möchte Mediengestalter werden. Den Grundstein dafür haben die beiden mit ihrem Erstlingswerk schon einmal gelegt. C. Zipperlen

Artikel vom 21.02.2006
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