Such A Surge geben ihre letzten Konzerte

München - Stirbt der Crossover?

Die Erfinder des Crossovers hören auf. Im Backstage geben Such A Surge ihr letztes Münchner Konzert. 	Foto: VA

Die Erfinder des Crossovers hören auf. Im Backstage geben Such A Surge ihr letztes Münchner Konzert. Foto: VA

Trendsetter haben es schwer, vor allem, wenn sie selbst gar keine sein wollen. Die Band Such A Surge hat das am eigenen Leib erleben müssen. Die fünf Jungs aus Braunschweig gründeten 1992 eine Band und wurden recht schnell, zumindest in ihrer Region, erfolgreich. Ihre Fans schätzten an der Band, dass sie ohne musikalische Scheuklappen verschiedene Musikeinflüsse mischten und damit so etwas erschufen, was man „ehrliche Musik“ nennen kann.

Drei Jahre später, die Band hatte ihr erstes Studioalbum „Under Pressure“ produziert, kam der nationale Erfolg dazu. Das Album, eine Mischung aus Metal-, Hardrock-, Jazz- und HipHop-Platte, verkaufte sich gut. So gut, dass Such A Surge zu einem musikalischen Phänomen stilisiert wurden. Und diesem Phänomen musste man einen Namen geben: Crossover. Fortan sollten Such A Surge und Crossover immer miteinander verbunden sein. Egal, was die Band auch machte, was für musikalische Experimente sie wagte, unter welchem Namen sie Geheimkonzerte gab, immer hieß es: „Such A Surge, die Erfinder des Crossovers, haben dies und haben jenes getan.“ Zudem schmückten sich plötzlich alle möglichen Bands mit dem Label „Crossover“.

Such A Surge waren Trendsetter, ihrem Image hat das allerdings nicht unbedingt geholfen. Crossover kann nämlich auch bedeuten: Nicht Fisch, nicht Fleisch. Die einen warfen der Band vor, zu poppig zu sein, die anderen hielten die Musik für zu metallastig; das eine Lager hielt die Texte für zu mainstreamig, andere wieder für viel zu politisch. Doch Such A Surge machte weiter: Im Zwei- bis Dreijahres-Rhythmus produzierten sie neue Studioalben und probierten immer wieder neue Wege aus. Crossover war das, was sie machten schon lange nicht mehr, eher einfach nur echter Such A Surge-Sound. Der ganz große Erfolg blieb in den letzten Jahren zwar aus, aber ihre treue Fangemeinde konnten die Braunschweiger immer wieder mit jedem Album aufs Neue begeistern. Und wer sich richtig mit der Musik beschäftigte, merkte auch: Die Jungs werden immer besser! Aber wer einmal in eine Schublade gesteckt wurde, kommt da nur sehr schwer wieder raus. Deswegen blieben sie immer nur: Die Crossover-Jungs.

Such A Surge hört jetzt auf. Nicht, weil die Musikrichtung die sie erfunden haben sollen, out ist, sondern weil sie „wir nicht aufwachen und merken wollen, dass alles nur noch Routine ist“. Na, wenn das mal kein guter Grund ist. Such A Surge, 18.2., Backstage, 21 Uhr. Von Filippo Cataldo

Artikel vom 16.02.2006
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