Wieder geborstene Scheibe an preisgekrönter Schule in der Messestadt

Messestadt Riem · »Unberechenbare Dauerbaustelle«

Messestadt Riem · Zur unberechenbarenn Dauerbaustelle scheint sich die Grundschule an der Lehrer-Wirth-Straße zu entwickeln. Nach überflutetem Untergeschoss, Feuchtigkeitsschäden an der Holzfassade, zu schweren Türen und nicht fachgerecht befestigten Großscheiben ist das Gebäude derzeit wieder eingerüstet – mit Splitterschutznetzen.

Am vergangenen Sonntag vor zwei Wochen ist eine fünf Meter hohe Scheibe über dem Eingangsbereich an der Nordseite geborsten. Der Elternbeirat der Grundschule sorgt sich um die Sicherheit der Kinder und fragt sich, »ob dieses Bauwerk wirklich noch als Schulgebäude taugt«, so Sprecherin Kirsten Machelett. Das neue Unglück passierte glücklicherweise an einem Sonntag, so dass keine Kinder zu Schaden kamen.

Die von den Stuttgarter Architekten Mahler/Günster/ Fuchs geplante und u.a. vom Bund Deutscher Architekten preisgekrönte Schule hat mit immer wieder neuen Sicherheitsproblemen und Baumängeln zu kämpfen. Diesmal barst eine große Innenscheibe im Eingangsbereich aus unerfindlichen Gründen ohne jegliche Fremdeinwirkung in einer Höhe von ca. fünf Metern aufwärts, berichtet Machelett. »Das Erstaunliche und wirklich Beunruhigende daran ist: Es handelt sich um eine Innenscheibe, die durch eine zweite, äußere Scheibe von Umwelteinflüssen wie z.B. starken Temperaturschwankungen im Winter abgeschirmt ist. Die Scheibe befindet sich auf der Nordseite des Gebäudes, so dass auch keine starke Sonneneinstrahlung, die oft eine hohe Belastung für Scheiben darstellt, für das Unglück verantwortlich sein kann.«

Aus Sicherheitsgründen hat das Baureferat alle großflächigen Scheiben, die nach bisherigem Kenntnisstand in dieselbe Scheiben-Kategorie gehören, durch Gerüste abgesichert. »Wir haben einen Gutachter eingeschaltet, die Scheiben werden derzeit geprüft«, erklärt Jürgen Marek, Sprecher des Baureferats. »Es gibt aber noch keinen Hinweis auf die Ursache, und ob es ein Einzelfall oder Serienfehler ist.« Im Rahmen des jährlichen Zustandsberichts, der von allen öffentlichen Gebäuden erhoben wird, sei jedenfalls nichts Ungewöhnliches aufgefallen. »Das Gebäude ist jetzt jedenfalls verkehrssicher, der Schulbetrieb nicht beeinträchtigt.« Dieser neue Baumangelfall wird in das bereits anhängige Beweissicherungsverfahren gegen die Architekten aufgenommen. In diesem Verfahren muss geklärt werden, wer für welche Probleme verantwortlich ist und wer für die Schäden aufkommen muss.

Solange die Finanzierung der Mängelbehebung nicht geklärt ist, darf zur Sicherung der Beweise nichts geändert werden. »Damit bleibt Schülern, Lehrkräften und Eltern nichts als abzuwarten und sich auf dieser unberechenbaren Dauerbaustelle einzurichten«, beschreibt Machelett die Situation vor Ort.

»Der Elternbeirat fordert trotz aller Beweissicherungsverfahren, dass an dieser Schule endlich etwas geschieht und die nötigen Sanierungen umgehend begonnen werden. Die Zustände werden zunehmend untragbar, ganz zu Schweigen davon, was von Schulleitung und Amtsmeister an organisatorischem Aufwand betrieben werden muss, um dennoch einen weitgehend regulären Schulbetrieb zu gewährleisten. Diese Zeit ließe sich wahrlich in sinnvollere Aufgaben investieren.« ms

Artikel vom 15.02.2006
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