Warum vergangene Woche nicht jeder seine Vorlesungen besuchen konnte

Maxvorstadt · Du bleibst draußen!

Nur, wer einen Studentenausweis dabei hatte, durfte am vergangenen Mittwoch die Uni betreten: Eine Aktion des AStA gegen Studiengebühren. Foto: els

Nur, wer einen Studentenausweis dabei hatte, durfte am vergangenen Mittwoch die Uni betreten: Eine Aktion des AStA gegen Studiengebühren. Foto: els

Maxvorstadt · Viele Studenten und Dozenten kamen am Mittwoch vergangener Woche zu spät in ihre Vorlesungen: Bevor sie nämlich das Hauptgebäude der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) am Geschwister-Scholl-Platz betreten konnten, mussten sie sich einer quälenden Einlasskontrolle unterziehen.

Und nur, wer Studenten- und Personalausweis vorzeigen konnte, kam an den finster dreinblickenden Gestalten vorbei, die den Haupteingang blockiert hatten. An den Jacken dieser Menschen prangte ein Band mit der Aufschrift »LMU Campus Security«.

Verantwortlich für die Einlasskontrollen und die langen Schlangen in klirrender Kälte auf dem Vorplatz der Universität war der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) der LMU: Die Studentenvertreter wollten mit dieser Aktion auf einen Zustand aufmerksam machen, der in ihren Augen bald schon lästiger, aber unvermeidbarer Alltag werden könnte: Ein ähnliches Szenario könnte es geben, wenn die vom Freistaat Bayern bereits beschlossenen allgemeinen Studiengebühren eingeführt sind. Ab Sommersemester 2007 sollen 90 Prozent aller Studenten für ihre Seminare und Vorlesungen tief in die Tasche greifen, um bis zu 500 Euro pro Semester zu bezahlen.

Und noch mehr: »Bildung wird dann von einem öffentlich zugänglichen Gut zu einem Privileg für Reiche«, wie Andreas Pongratz befürchtet, Vorsitzender des AStA der LMU. Zudem könnten Studenten nicht mehr ohne Weiteres aus reinem Interesse auch fachfremde Vorlesungen besuchen, für die sie nicht eingeschrieben sind. »Durch das neue Gesetz würden Studenten zu Kunden der Universität«, erklärt Pongratz. Für ihn wären solche Einlasskontrollen ein nur schwer erträglicher Zustand – und deswegen wollen er und seine Kommilitonen darauf aufmerksam machen, dass Studiengebühren möglicherweise weitreichendere Konsequenzen haben könnten als bisher gedacht. »Am allgemeinen Entsetzen in den Gesichtern der Kontrollierten haben wir erkannt, dass die Aktion erfolgreich war«, sagt Moritz Kelber, Fachschaften-Referent des AStA.

Ganz besonders gefreut hat sich der streitlustige Student darüber, dass »es zum Teil auch heftigen Widerstand gegen die Kontrollen gab und die Aktion auch kritisch hinterfragt wurde.«

Die Studentenvertreter wollen keine weiteren Einlasskontrollen mehr durchführen, es wird aber mit Sicherheit weitere Aktionen gegen Studiengebühren geben. Das stößt bei der bayerischen Staatsregierung auf Unverständnis: »Ich würde mir von den Studenten eine sachlichere Diskussion über das Thema wünschen: Man kann in dieser komplexen Debatte nicht einfach einen möglichen Punkt herausnehmen und ihn ohne Zusammenhang präsentieren – das ist zu wenig«, erklärt Christoph Parchmann, Sprecher des Wissenschaftsministeriums auf Nachfrage des »Münchner Zentrums«. Seiner Aussage zufolge stehe es fest, dass auch künftig jedermann die Hochschulen besuchen könne: »Wir führen gleichzeitig mit den Gebühren Darlehensmodelle ein, damit jeder sein Studium finanzieren kann. Die Gelder müssen nach Abschluss des Studiums zurückgezahlt werden, wenn der dann ehemalige Student über ein entsprechendes Einkommen verfügt.« Filippo Cataldo

Artikel vom 24.01.2006
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