Geplantes Ärztehaus an der Pelkovenstraße kämpft mit anliegendem Biotop

Moosach · Biotopische Hindernisse

Bei der Bebauung gehen die Architekten bis an die Grenzen des Biotops heran. Foto: cr

Bei der Bebauung gehen die Architekten bis an die Grenzen des Biotops heran. Foto: cr

Moosach · Die Moosacher bekommen ein neues Ärztehaus. Standort wird die Fläche nordwestlich der Kreuzung Pelkoven-/ Hanauer Straße sein. Das rund 4.000 Quadratmeter große Grundstück kann allerdings nur zur Hälfte bebaut werden. Der nördliche Teil des Grundstücks ist als Biotop ausgewiesen, und das ist dem Münchner Stadtrat heilig. Laut Beschluss seien möglichst alle Biotopflächen in München zu erhalten.

Diese ökologisch lobenswerte Haltung bringt jedoch auch Nachteile mit sich – für den Bauherrn, den Architekten, die Mieter und die Nutzer des Gebäudes.

Das Grundstück will die Stadt nur als Ganzes verkaufen, unter der Auflage, dass das Biotop erhalten bleibt. »Noch gehört das Grundstück der Stadt München, soll aber bald dem Bauherrn übergeben werden. Das hätte schon längst geschehen sollen, aber die Mühlen der Stadt mahlen langsam. Wir warten auf die Genehmigung des Vorbescheids«, beklagt sich Wolfgang Köberlein vom Architekturbüro Peter Panitz und Partner, die das Gebäude geplant haben. Die ungewöhnliche Form des Gebäudes orientiert sich an den Grundstücksgrenzen und an besagtem Biotop, das nicht verändert werden soll.

Als Biotop gilt jeder natürliche Lebensraum, in den nicht eingegriffen wird. Im Moosacher Fall handelt es sich um ein verwildertes Waldstück. Von Fall zu Fall muss allerdings entschieden werden, wie erhaltenswert ein solches Biotop ist. Dafür ist die Untere Naturschutzbehörde zuständig. Allerdings gelte eine solche Entscheidung nicht für alle Zeiten: »Dass man es also überhaupt nicht mehr anrühren darf, stimmt nicht«, erklärt Birgit Gessner vom städtischen Planungsreferat, zu dem die Naturschutzbehörde gehört.

Im Moment darf man aber nicht dran rühren. Wegen des Biotops müsse man, so Köberlein, das Gebäude zwischen die U-Bahn und das Biotop gewissermaßen »reinpferchen«. Das erhöhe auch die Kosten. Hinzu kämen weitere Auflagen. »Die sind zum Teil sehr rigide«, meint Köberlein. So müsse beispielsweise unter dem Zaun, der das Biotop abgrenzen soll, 20 Zentimeter freisein, damit Tiere darunter durchkriechen können.« Laut Gessner habe der Zaun allerdings nicht die Funktion, das Biotop abzugrenzen um es zu schützen. »Möglicherweise gibt es auf dem Gelände Altlasten«, erklärt sie. Vor denen müssten dann die Menschen geschützt werden – eben mit dem Zaun. Dennoch hoffe man, dass die Tiere das Biotop als Rückzugsgebiet nutzen werden. Das sei durchaus kein Widerspruch, so Gessner.

Die meisten Räume seien schon optional an Ärzte vermietet. Köberlein hofft nun, dass diese wegen der langen Genehmigungsphasen nicht abspringen: »Die Kündigungszeit für einen Arzt liegt bei einem Jahr. Wenn das Gebäude doch nicht genehmigt wird und diese trotzdem gekündigt haben, verlieren sie ihre Existenz.«

Auch die Planung einer Tiefgarage stellte die Bauherrn auf eine harte Probe. Denn um die Stellplätze zu errichten, müsse zunächst der Grundwasserspiegel abgesenkt werden. Dies sei, laut Köberlein allerdings sehr kostspielig. Hinzu komme ein im Durchmesser drei Meter breites Kanalrohr, das nicht überbaut werden dürfe. Außerhalb des Mittleren Rings gelte in München die Regel, dass man nur die Hälfte der erforderlichen Stellplätze bauen dürfe, für den Bauherrn ein Vorteil, für die Mieter ein Nachteil. Im Falle des Ärztehauses wären das etwa 70 Stellplätze. Doch aufgrund der beengten Verhältnisse, zum einen wegen des U-Bahn-Tunnels, zum anderen auch wegen des Kanals, müsste es sich dann um Doppeldecker-Garagen handeln. »Die Kosten allein dafür lägen schon bei zwei Millionen Euro«, so Köberlein. Das bedeutet: Das Ärztehaus wird mit dem Auto nur bedingt gut erreichbar sein. In allen Punkten haben Stadt, Bauherr und Architekt eine mehr oder weniger gute Lösung gefunden. Damit fehlt jetzt also nur noch die Genehmigung des Vorbescheides. Bereits Mitte dieses Jahres soll mit den Bauarbeiten in Moosach begonnen werden. K. Schubert/C. Clever-Rott

Artikel vom 24.01.2006
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...