Familie fühlt sich vom Anblick kletternder Kinder »visuell belästigt«

Johanneskirchen · Streitpunkt Spielplatz

Ein sechs Meter hohes Kletternetz und eine Seilschaukel sorgen für »Sodom und Gomorrha«: Erwachsene streiten wegen Bogenhausener Spielplatz. Foto: maho

Ein sechs Meter hohes Kletternetz und eine Seilschaukel sorgen für »Sodom und Gomorrha«: Erwachsene streiten wegen Bogenhausener Spielplatz. Foto: maho

Johanneskirchen · Ein sechs Meter hohes Kletternetz und eine Seilschaukel mit einem Stahlrohrgerüst in Johanneskirchen – das sind die Streitobjekte, die vergangene Woche um die fünfzig Leute beschäftigten: Elf Mitglieder des Bogenhausener Bezirksausschusses (BA 13), zwei Polizisten, zwei Vertreter des städtischen Baureferats und zwanzig Anwohnerinnen samt Kindern wollten bei einem Ortstermin erfahren, warum die beiden Spielgeräte an der Ecke Flensburger Straße/ Syltweg für ein benachbartes Ehepaar »ein deutliches Absinken unserer Lebensqualität« bedeutet.

Der Hintergrund des etwas skurrilen Ortstermins: Im Sommer vergangenen Jahres wandelte die Abteilung Gartenbau des Baureferats die bis dahin als Kleinkinderspielplatz ausgewiesene Fläche in einen Gerätespielplatz für größere Kinder um. Holzschaukel und Schaukelpferdchen wurden abmontiert und durch die oben genannten Gerätschaften ersetzt. Seitdem herrscht aus Sicht der Eheleute Sodom und Gomorrha vor ihrer Gartentür: Die »akustische und visuelle Belastung« überschreite im Hinblick auf ihre Gesundheit und Sicherheit »die Grenze des Zumutbaren«, klagte das Paar in einem Brief an die Abteilung Gartenbau des Baureferats.

Unter der »visuellen Belästigung« versteht das Ehepaar, dass Kinder, die das Kletternetz erklimmen, freie Sicht auf ihren Garten genießen – und dabei bisweilen sogar herunterwinken! Besonders gestört fühlt sich die Familie jedoch von dem Stahlgerüst der Schaukel. Nach ihrer Darstellung schlagen Kinder und Jugendliche permanent mit Gegenständen gegen das Konstrukt und verursachen damit einen »höllischen Lärm«. Der erwachsene Sohn des Ehepaars bezeichnete die jugendlichen Krachmacher als »G’schwerl« und vermutete außerdem, dass auf dem Spielplatz mit Drogen gehandelt würde. Immer jedoch, wenn er wegen seines Verdachts die Polizei verständigte, werde er abgewimmelt, »mit der Ausrede, sie hätten einen wichtigeren Einsatz«.

Die Familie verlangt den Abbau von Netz und Schaukel und fordert die Rückkehr der Kleinkindergeräte – eine Forderung, mit der sie jedoch allein auf weiter Flur steht. Sämtliche Nachbarn befürworteten auf dem Ortstermin die vorhandenen Geräte – manche wünschten sich sogar einen Ausbau der Spielstätte.

Trotzdem rangen sich die städtischen Vertreter zu einer Geste des guten Willens durch: Die Abteilung Gartenbau prüft jetzt, ob man den Lärm der Schaukelpfosten durch eine Ausschäumung oder durch eine Außenhülle begrenzen kann. Der BA wollte dabei erwägen, ob er aus seinem Budget für die Finanzierung der Maßnahmen etwas abzweigen kann. Die Begeisterung des Gremiums für diese Idee hielt sich bei der Sitzung am selben Abend jedoch in Grenzen. »Das Anliegen ist schlicht unbegründet, warum sollten wir uns an so etwas beteiligen«, fragte Hans Eiberle von der SPD. Nicht alle BA-Mitglieder kanzelten die Forderungen des Ehepaars so radikal ab, doch der allgemeine Tenor schien eindeutig: Der BA öffnet nur dann seine Kasse, wenn das Ehepaar ebenfalls einen Teil der Kosten trägt. Martin Hoffmann

Artikel vom 17.01.2006
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