Der Gelbe Riese zieht sich womöglich bald aus der Innenstadt zurück

München - Bauchweh vom Plan der Post

Heute ist es die Post, bald ist es ein Luxushotel: Das Gebäude an der Maximiliansstraße lockt Großinvestoren. Die Postkunden haben das Nachsehen. Fotos: maho

Heute ist es die Post, bald ist es ein Luxushotel: Das Gebäude an der Maximiliansstraße lockt Großinvestoren. Die Postkunden haben das Nachsehen. Fotos: maho

Sanieren. Rationalisieren. Effizienz steigern – so lautet seit einigen Jahren die Devise der Deutschen Post AG. Um die tausend Servicefilialen und Agenturen hat sie in diesem Jahr geschlossen und entsprechend viele Kunden verprellt. Vor kurzem sah es nun so aus, als wären die Bewohner des Lehel das nächste Opfer des Gelben Riesen: Zum wiederholten Male wurde Ende November die Filiale an der Unsöldstraße unangekündigt geschlossen – diesmal, um brandschutztechnische Umbauten vornehmen zu lassen.

Obwohl die dortige Post ihre Pforten mittlerweile wieder geöffnet hat, ist der Bezirksausschuss Altstadt-Lehel in heller Aufregung: „Die Sache macht mir Bauchweh“, meint der Ausschussvorsitzende Wolfgang Püschel (SPD).

Von ungefähr kommt das ungute Gefühl des BA-Chefs nicht: Der Filiale drohte vor drei Jahren bereits die Schließung „aus Lärmschutzgründen, die sich mittlerweile erledigt haben“, wie Post-Sprecher Gert Hilger versichert. Dass eine generelle Schließung der Filiale zur Debatte steht, bestreitet er: „Da ist nichts weiter.“

Trotzdem ist es kein Wunder, dass Püschel beim Thema Post derzeit besonders hellhörig ist. Schließlich gibt es in seinem Bezirk zwei weitere Filialen, deren Zukunft zur Disposition steht. An vorderster Stelle steht hier die Residenzpost an der Maximiliansstraße. Das Traditionsgebäude steht nach dem Verkauf an zwei Immobilieninvestoren – die Landesentwicklungsgesellschaft Baden-Württemberg LEG und die Accumulata Immobilien Development aus Grünwald – vor einem Generalumbau. Die beiden Unternehmen, die gerüchteweise eine dreistellige Millionensumme auf den Tisch gelegt haben, wandeln das Gebäude in ein Luxushotel mit Nobelläden um. Komplett erhalten bleibt dabei nur die denkmalgeschützte Nordfassade. Was schließlich aus der Postfiliale wird, steht noch nicht fest.

Püschel wünscht sich, dass sie an eine andere Stelle verlegt wird, etwa an den Hofgraben – ein Anliegen, mit dem der BA-Chef bei der Post offene Türen einrennt. „Die Residenzpost ist natürlich eine Adresse, an der wir auf jeden Fall präsent bleiben wollen“, so Hilger. Es sei das erklärte Ziel der Post, sich bei dem Investor zurückzumieten, um die Filiale an ähnlicher Stelle neu eröffnen zu können. „Im ländlichen Bereich ist so etwas gang und gäbe“, erklärt der Post-Sprecher.

Ähnlich verhält sich die Situation auf dem Gelände des Süddeutschen Verlages. Auch hier übernimmt die LEG die Fläche – in Zusammenarbeit mit der Heidelberger Firma Future Office Management – auch hier gerät eine Poststelle in Gefahr. Die LEG plant, auf dem Gebiet 150 Wohnungen, ein Hotel, Arztpraxen sowie diverse Einzelhändler und Restaurants unterzubringen.

Ob da noch Platz für die Filiale am Färbergraben bleibt, ist ungewiss. „Wir wollen in irgendeiner Form auf dem Gelände vertreten sein“, versichert Hilger. Ob der Wunsch berücksichtigt wird, steht jedoch auch hier in den Sternen. Mit konkreten Plänen will die LEG erst Ende kommenden Jahres an die Öffentlichkeit gehen. „Wir sind da auf den Goodwill des Investors angewiesen“, ahnt Püschel. Wenn es daran fehlt, sind weitere Bauchschmerzen garantiert. Von Martin Hoffmann

Artikel vom 15.12.2005
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