An der Brienner Straße 45 wird künftig Münchens NS-Geschichte dokumentiert

Maxvorstadt · Zeugnisse des Grauens

Auf dem Gelände hinter der Musikhochschule an der Brienner Straße 45 soll das geplante NS-Dokumentationszentrum entstehen. 	Foto: sal

Auf dem Gelände hinter der Musikhochschule an der Brienner Straße 45 soll das geplante NS-Dokumentationszentrum entstehen. Foto: sal

Maxvorstadt · Bis 1945 stand das so genannte »Braune Haus«, die ehemalige Parteizentrale der Nationalsozialisten in München, auf dem Grundstück an der Brienner Straße 45, heute ist dort ein kleiner, beschaulicher Park angelegt.

Seit einigen Jahren bemüht sich die Stadt München allerdings darum, auf dem Gelände hinter der Musikhochschule ein NS-Dokumentationszentrum zu errichten, »um ein Zeichen gegen das Vergessen in der Hauptstadt der Bewegung zu setzen«, wie Klaus Bäumler (CSU), Bezirksausschuss-Vorsitzender in der Maxvorstadt, fordert. Nach langem Hin und Her hat das Projekt nun in der vergangenen Woche grünes Licht bekommen.

Der Freistaat, dem das 700 Quadratmeter große Areal gehört, hat sich nach Angaben der städtischen Kulturreferentin Lydia Hartl (parteilos) nach ewigem Tauziehen letztendlich bereit erklärt, ein Drittel der Investitionskosten zu tragen. Dies jedoch nur unter der Voraussetzung, dass der Bund ebenfalls ein Drittel der Kosten schultert – eine entsprechende Anfrage soll im kommenden Jahr eingereicht werden. Den Rest finanziert die Landeshauptstadt selbst.

Für Hartl sind mit diesen Zusagen fast alle maßgeblichen Hindernisse beseitigt: »Damit hat die Stadt München endlich Planungssicherheit und kann alle notwendigen Projektschritte einleiten. Das Jahr 2005 ist ein echtes Erfolgsjahr für das NS-Dokumentationszentrum.« Das »Braune Haus« hat eine bewegte Geschichte hinter sich: Hitler selbst musste drei Jahre vor der Machtergreifung den Kauf gegen den Widerstand seiner Partei durchsetzen. Erst Spenden aus Industrie und Gelder von Parteimitgliedern ermöglichten die Finanzierung des repräsentativen »Palais Barlow« zwischen Königs- und Karolinenplatz.

Die reiche Witwe Elise Barlow hatte das vornehme Gebäude den Nazis veräußert, seit 1930 diente es der Partei als Zentrale. Nach Kriegsende war von dem Haus nach zwei Fliegerangriffen nur noch ein Trümmerhaufen übrig, den die Amerikaner beseitigten. Seitdem liegt das Gelände brach. Hartl hofft, dass das Dokumentationszentrum spätestens im Jahr 2008 stehen wird, pünktlich zum 850. Jahrestag der Stadtgründung. Geplant ist die Errichtung eines »Lern-Ortes«, der die Geschichte des Nationalsozialismus in der Stadt dokumentieren soll. Hartl wertet diesen Schritt als längst überfällig: München sei die Stadt mit dem ersten Konzentrationslager gewesen, von hier aus hätten die Nazis ihre Diktatur errichtet. »München war gewiss nicht die Stadt, die sich am schnellsten ihrer Geschichte gestellt hat. Deswegen ist das Zentrum um so wichtiger.«

Die ersten konkreten Arbeitsschritte sind bereits in die Wege geleitet: Ein Team von drei Wissenschaftlern wird Beiräte und Kuratorium bei der Konzeption und Realisierung des NS-Dokumentationszentrums unterstützen. Auf der Grundlage seiner Empfehlungen sollen dann die Bauplanungen erfolgen sowie Finanzierungspläne erarbeitet und beim Bund eingereicht werden. Allein bis Anfang März sind drei Beratungstermine angesetzt. Rafael Sala

Artikel vom 14.12.2005
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