Stadt-Menschen - In dieser Serie stellen wir in loser Reihenfolge ungewöhnliche Nachbarn vor:

München · Kinderwunsch-Beamtin

Kinderbeauftragte aus Leidenschaft: Jana Frädrich hört zu, was Münchens Nachwuchs zu sagen hat. Foto: Archiv

Kinderbeauftragte aus Leidenschaft: Jana Frädrich hört zu, was Münchens Nachwuchs zu sagen hat. Foto: Archiv

Jana Frädrich kümmert sich um die Belange der Münchner Kinder. München · Jana Frädrich hat ein großes Herz für Kinder. So groß, dass sich die ehemalige Journalistin voll und ganz dem Wohl des Nachwuchses widmet. Und zwar nicht nur dem Wohl ihres eigenen Sohnes: Seit acht Jahren arbeitet die 46-Jährige als Kinderbeauftragte der Stadt.

Ihr Ziel ist, München noch kinderfreundlicher zu gestalten. Deswegen hört Frädrich allen Kindern, mit denen sie zu tun hat, gut zu, um herauszufinden, was sie sich wirklich wünschen. »Wenn man sich in Gesprächen mit Kindern nicht mit dem erstbesten Satz abspeisen lässt, ergeben sich wirklich tolle Ideen«, weiß sie.

Deswegen habe sich die Situation für Kinder in den letzten Jahren bereits verbessert: es gebe beispielsweise kinderfreundliche öffentliche Spielräume, Museen und Behörden; außerdem hat München die UN-Kinderrechtskonvention angenommen. Kinder haben Rechte. Die Priorität ihrer Rechte haben 3.000 junge Münchner in den vergangenen Wochen per Wahl bestimmt. Am wichtigsten fanden sie das »Recht auf Gesundheit«. Den zweiten Platz belegte das »Recht auf Spiel«. Und auf Platz drei kam das »Recht auf elterliche Fürsorge«. »Das hat uns im Büro sehr erstaunt«, sagt Frädrich. Sie hätte eher vermutet, dass »Schutz vor Gewalt« oder »Recht auf Information und Mitsprache« gewählt werden würde.

Aber für Frädrich zählt das Wort der Kinder – und daher hat sie bereits jetzt gemäß Recht Nummer zwei begonnen, ein Netz aus Partnern zu knüpfen, um gemeinsam Spielräume zu schaffen, in denen sich Kinder richtig austoben können.

Vor Frädrichs Bürotüre übrigens stehe selten ein Kind, das sich über einen Missstand beschwert: Meist würden dort Erwachsene anklopfen. »Ich bin in Bereichen eine Ansprechpartnerin, in denen es sonst keine Fachstelle gibt«, weiß Frädrich. Eltern kämen beispielsweise zu ihr, wenn ihnen im Schwimmunterricht der Schule etwas seltsam vorkäme – oder wenn sich Vermieter kinderunfreundlich verhielten. »Oft vermittle ich die Eltern in solchen Fällen an Fachstellen weiter oder informiere sie darüber, wie sie sich verhalten oder wehren können«, sagt Frädrich, deren Büro im Jugendamt im Elisenhof zu finden ist. Eine nächste große Aufgabe übrigens erwartet die Mitarbeiter der Kinderbeauftragten im Sommer 2006: »Dann wird es ein Kinder- und Familienforum geben. Da wird konkret herausgearbeitet und angegangen, was in der Stadt verbessert werden soll«, erklärt Frädrich.

Aber was ist, wenn sich die Kleinen ein Hochhaus aus Zuckerstangen wünschen? Da grinst die Beamtin: »So etwas wünschen sich Kinder nicht. Die wollen lieber Bäume zum Klettern und Spielplätze mit Wasser. Kinder wissen, dass manches nicht geht, deswegen lachen sie auch meist selbst über den Vorschlag, Hausaufgaben ganz abzuschaffen.« Jennifer Bligh

Artikel vom 13.12.2005
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