Sogar der Kaiser ist ein Sechzger

Dienstälteste Angestellte Regine Grübel ist mit Herz und Seele bei den Sechzgern.	 Foto: 1860

Dienstälteste Angestellte Regine Grübel ist mit Herz und Seele bei den Sechzgern. Foto: 1860

Götz George und Werner Schulze-Erdel, Manfred Wagner und Martin Max – sie alle gehören zu den über 20.000 Mitgliedern des TSV 1860 München. Für Regine Grübel (44) ist dabei jeder wichtig, sogar Lebensmitglied Franz Beckenbauer. Am 27. Juli 1977 begann Regine Grübel ihre Ausbildung zur Bürokauffrau beim TSV 1860 München, einen Tag nach Beendigung ihrer Schulzeit. Am Tag zuvor kam sie zum ersten Mal mit Fußball in Kontakt.

Zusammen mit ihrem Vater besuchte sie das Freundschaftsderby gegen den Nachbarn aus der Säbener Straße im Olympiastadion. Vor 70.000 Zuschauern gewannen nicht nur die Löwen mit 2:1, auch Grübel wurde erfasst vom Fußballfieber. Mittlerweile ist sie seit 28 Jahren im Verein, erlebte Höhen und Tiefen, war beim Lizenzentzug 1982 hautnah dabei. Die dienstälteste Angestellte des Vereins ist ein fester Bestandteil bei den Löwen.

Als nach Beendigung der zweijährigen Ausbildung 1979 die Stelle in der Mitgliederverwaltung des TSV 1860 vakant wurde, war Grübel die erste, die sich darum bemühte. »Ich wollte immer einen Job, bei dem ich Kontakt zu Menschen habe«, so Grübel. »Anfangs war ich im Vorzimmer des Geschäftsführers gesessen, doch das war definitiv nicht mein Ding.« So bezog sie ihr Büro in der Auenstraße, erst später erfolgte der Umzug an die Grünwalder Straße, wo sich ursprünglich nur die Fußballer aufgehalten hatten. »Fußball ist bei den Löwen nicht alles. Wir haben ja auch Boxer, Skisportler, Wassersportler...« Sogar einige kuriose Abteilungen gehörten dem TSV 1860 an. So gab es einst eine Faltbootabteilung, eine Motorsportabteilung sowie eine Naturriege. »Diese Abteilung«, schmunzelt Grübel, »gibt es heute noch: Das ist die Leichtathletik.«

Als Grübel bei den Löwen begann, hatte sie noch 5.000 Mitglieder zu verwalten. Mittlerweile ist diese Menge um das Vierfache gestiegen. Keine Frage: Auch der Verwaltungsaufwand ist natürlich um ein Vielfaches höher. »Für mich als Halbtagskraft kommt da eine ganze Menge zusammen«, sagt Grübel. Gerade in den Stoßzeiten im Juli, wenn alljährlich etwa 1.000 Kündigungen und Neuanträge zu bearbeiten sind, gibt es einen gewissen Bearbeitungsstau.

Grübel erlebte bei den Löwen beinahe alles. Nicht nur die Teilnahme an der Champions League, auch die bitterste Stunde des Vereins sind ihr noch in heller Erinnerung. »1982, als uns die Lizenz entzogen wurde, saßen wir alle zusammen im Büro und warteten auf den entscheidenden Anruf. Keiner traute sich, etwas zu sagen.« Besonders beeindruckend war die anschließende »Jetzt erst recht«-Stimmung. »Sowohl die Fans als auch alle Mitarbeiter haben mitgezogen.

Auch wenn es irgendwie komisch klingt: Der Lizenzentzug hat uns letztendlich enger zusammengeschweißt.« Beim ersten Spiel in der Bayernliga kamen 28.000 Zuschauer ins Städtische Stadion an der Grünwalder Straße. Grübel musste beim Kartenverkauf helfen. »Wir saßen damals ja alle in einem Büro. Sowohl die Geschäftsstelle als auch der Fanartikelverkauf und der Kartenvorverkauf.«

Grübel legt besonderen Wert auf die persönliche Erreichbarkeit. »Zu meinen Bürozeiten kann jedes Mitglied mit mir persönlich sprechen. Das ist mir im Sinne des Vereins sehr wichtig.« Ob Änderungen der Zahlungsweise, Neuanmeldungen, Beschwerden oder sonstige Probleme: Grübel steht allen Rede und Antwort. Und wenn einmal der »Kaiser« persönlich anruft, freut sie sich ganz besonders. »Ich helfe schließlich jedem gerne.«

Artikel vom 13.12.2005
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