Der EHC verliert spannendes Derby gegen Landshut

Die Cannibals beissen zu

An Spielfreude und Einsatz hat es dem EHC nicht gemangelt beim Derby. Foto: Max Hägler

An Spielfreude und Einsatz hat es dem EHC nicht gemangelt beim Derby. Foto: Max Hägler

Als der EHC München in der vergangenen Saison den Aufstieg in die Bundesliga feierte, gab es eigentlich nur einen Grund, traurig zu sein: Für mindestens ein Jahr würde es keine Derbys mehr gegen die Erzfeinde aus Rosenheim geben.

Doch auch in der Bundesliga gibt es eine Stadt, für die die Münchner Eishockey-Fans eine zwar nicht ganz so alte, aber mindestens ebenso starke Abneigung empfinden: Landshut. Spannend also, dass am vergangenen Freitag die Landshut Cannibals zu Gast in der Münchner Eishalle waren. Denn in der Tat hatte dieses Derby gehalten, was es versprochen hatte: Spannung sowohl auf dem Eis, als auch zwischen den Fanlagern, dazu reichlich Emotionen, viele Tore und sehr viel Grantel- und Hasspotenzial während des Spiels und danach. Nach 60 Minuten stand es 4:7 für die Gäste. Das war zwar die höchste Heimniederlage der Saison für den EHC, der weiter den 11. Tabellenplatz belegt. Gleichzeitig aber war es das wohl schönste und beste Heimspiel der Saison. Auf dem Eis standen zwei Mannschaften, die Eishockey spielen und nicht zerstören wollten – und, so oft es ging, in Richtung Tor zielten. Kein Wunder also, dass die Münchner während ihrer ersten Überzahlsituation bereits in der achten Minute nach einem verdeckten Schlenzer von Mike Burman in Führung gehen konnten. Sieben Minuten später aber glich Landshut aus, weitere sieben Spielminuten später führte der Tabellenfünfte mit 1:2. Nach wiederum fünf Minuten konnte der EHC nach einem wunderschön gefahrenen Konter T.J. Guidarellis ausgleichen: Er spielte zunächst die gesamte Verteidigung der Niederbayern aus, verlud dann den Goalie und passte schließlich völlig uneigennützig auf Burman, der den Puck nur noch versenken musste. Fünf Minuten später holten sich die Landshuter die Führung, die sie nach weiteren fünf Minuten sogar auf zwei Tore ausbauten. Vollends die Halle zum Beben brachte dann ein böses Foul des Landshuters Thomas Daffner an EHC-Verteidiger Markus Eberl. Daffners Stock traf Eberl an der Schläfe, der Ex-Landshuter ging zu Boden und blieb einige Minuten benommen auf dem Eis liegen – der Schlag hatte sein vegetatives Nervensystem buchstäblich ausgeschaltet. Völlig unnötig und dumm war die Reaktion einiger Landshuter Anhänger: Als Eberl auf einige Helfer gestützt vom Eis gebracht wurde, schallte es aus der Südkurve höhnisch „Auf Wiedersehen!“. Von dieser Unsportlichkeit angestachelt, kam sowohl in die Nordkurve als auch in die Münchner Mannschaft neuer Schwung: Innerhalb weniger Minuten konnte der EHC gegen die numerisch dezimierten Landshuter durch Tore von Burman und Sandner zwischenzeitlich ausgleichen. Auffälligster Mann des Spiels war übrigens, man kann es ahnen, Mike Burman. Der in den letzten Wochen oft zu Recht gescholtene Verteidiger der Münchner war der mit Abstand aktivste Spieler. An allen vier Münchner Toren war er beteiligt, drei erzielte er selbst, beim vierten fungierte er als Vorlagengeber. Leider aber verschuldeten seine individuellen Fehler an der Bande auch mindestens zwei Gegentore. Überhaupt waren es diese individuellen Fehler, die die Niederlage besiegelten: „Fast alle Gegentore sind nach Eins-gegen-Eins-Situationen gefallen“, konstatierte EHC-Coach Gary Prior nach dem Spiel. „Jedes Mal haben vier Spieler gut verteidigt – und einer hat einen Fehler gemacht. Wir haben heute gemerkt, dass einerseits kein großer Abstand ist zwischen einer Spitzenmannschaft wie Landshut und uns. Andererseits aber gibt es doch einen großen Unterschied.“ Trotz oder gerade wegen dieses Widerspruchs: Dem derzeitigen EHC zuzuschauen macht richtig Spaß. Wenn auch in den nächsten Wochen solche Leistungen gezeigt werden, verzeihen die Münchner Fans auch Niederlagen. Garantiert.

Artikel vom 12.12.2005
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