Neue Schrannenhalle zieht Lärm an – Anwohner mit Abwanderungsgedanken

Altstadt · Lärmschreck & Goldgrube

Pannen- oder Schrannenhalle? Anwohner beklagen, dass es dort nicht immer so besinnlich zugeht wie auf diesem Foto. 	Foto:  maho

Pannen- oder Schrannenhalle? Anwohner beklagen, dass es dort nicht immer so besinnlich zugeht wie auf diesem Foto. Foto: maho

Altstadt · Für Geschäftsleute eine Goldgrube, für Anwohner ein Albtraum: Die Schrannenhalle spaltet seit ihrer Wiedereröffnung im September die Gemüter in der Altstadt. Dies wurde in der vergangenen Woche auf der Bürgerversammlung des Stadtbezirks im St.-Anna-Gymnasium deutlich.

Auf der einen Seite berichtete Wolfgang Püschel (SPD), Chef des Bezirksausschusses Altstadt-Lehel, dass die umliegenden Läden Umsatzzuwächse von bis zu dreißig Prozent verbuchen. Die Anwohner dagegen stöhnen über den rapiden Anstieg von Verkehr und Lärm. Ina Davila Castillo, eine der Leidgeplagten, erklärte, dass sie schon an Umzug denke – und damit nicht die Einzige sei.

»Wir nehmen das alles sehr ernst«, beteuert Anne Kröhl, Sprecherin der Schrannenhalle. Sie weist auf Maßnahmen hin, welche die Betreiber getroffen haben – etwa auf die Aufstockung der Sicherheitsdienste bei Veranstaltungen oder auf den Beschluss, abends die Haupteingänge zu schließen. Die Besucher gelangen dann nur noch über den Eingang an der Blumenstraße in die Halle. Purer Hohn für Castillo: Sie wohnt genau dort. »Die Nerven liegen hier blank«, erklärte die Pflegerin dem »Münchner Zentrum«. Grölende Besucher, ratternde Automotoren und heulende Ambulanzsirenen rauben der 37-Jährigen den Schlaf. Besonders schlimm sei der Lärm bei den Abend-Events der Schrannenhalle: »Dort sind feiernde Menschenmassen wie auf der Kirmes.« Einige ihrer Nachbarn zögen schon in den fensterlosen Flur oder sogar in die Badewanne um, um ein wenig Nachtruhe zu haben.

Als eine Hauptursache für den Lärmhorror hat Castillo das Fehlen eines Taxistands ausgemacht, was zu Kettenreaktionen führe: »Die Besucher rufen deshalb ständig nach Taxis, die Taxis selbst warten mit laufendem Motor vor unserer Tür und die anderen Autos hupen, weil sie ihnen im Weg stehen.«

Die Taxizentrale bemüht sich bereits um Abhilfe: Sie hat bei der Stadtverwaltung einen Stand in der Prälat-Zistl-Straße beantragt. Das Problem: Durch die Straße verkehrt der Bus 52 in beide Richtungen, weshalb eine Genehmigung fraglich ist. Auch die Blumenstraße selbst kommt wegen des hohen Durchgangsverkehrs wohl nicht als Standort in Frage. Der Durchgangsverkehr sei übrigens ebenfalls eine Konsequenz aus dem Schrannenhallen-Comeback: »Seither hat sich der Verkehr verdreifacht«, schätzt Castillo: »Ich verbringe regelmäßig 30 bis 45 Minuten mit der Parkplatzsuche.«

Sie forderte deshalb auf der Bürgerversammlung die rasche Einführung von Parklizenzen – ein Antrag, dem sich die anwesenden Altstadtbewohner mit breiter Mehrheit anschlossen. Ein Vertreter des Kreisverwaltungsreferats merkte daraufhin an, dass dieser Schritt ohnehin für 2007 angedacht sei. Auch die Hallenbetreiber machen sich weiter Gedanken: »Wir tun alles Menschenmögliche, um die Belastungen für die Bewohner zu minimieren«, versichert Kröhl. Gleichzeitig merkt sie jedoch an, dass der Lärm bis zu einem gewissen Grad unvermeidlich sei: »Wer sich entscheidet, ins Zentrum zu ziehen, muss gewisse Nachteile in Kauf nehmen.« M. Hoffmann

Artikel vom 08.12.2005
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