Die Stadt München dreht der Jugendeinrichtung »Euro Skate« die Lichter aus

Münchner Norden / Schwabing · Noch ein Trend verpennt

Mit Schirm, Charme und Skateboard: Rund 200 Kinder und Jugendliche demonstrierten am Samstag für den Erhalt ihrer Freizeitstätte. 	Foto: maho

Mit Schirm, Charme und Skateboard: Rund 200 Kinder und Jugendliche demonstrierten am Samstag für den Erhalt ihrer Freizeitstätte. Foto: maho

Münchner Norden / Schwabing · Eisregen, klirrende Kälte und Verkehrschaos bei der Anreise: Für eine Demo bot der vergangene Samstagnachmittag keine optimalen Bedingungen. Trotzdem: 200 Hartgesottene zeigten am Odeonsplatz Flagge gegen die Schließung der »Euro Skate«-Halle an der Leopoldstraße. Schließlich wollen die Skater ihrem Lieblingssport auch weiterhin bei Wetterlagen wie dieser frönen – was in München nicht mehr möglich ist, wenn der Halle am 1. Januar das Licht abgedreht wird.

»Euro Skate« geriet in Existenznot, als ihr der Stadtrat im Zuge der Haushaltskonsolidierung die kompletten Zuschüsse strich. Die Halle verlor dadurch auf einen Schlag 230.000 Euro des jährlichen Budgets. Als Ausweg aus der Misere ersann Christel Bulcraig, die Geschäftsführerin des Betreibers »Arbeitsgruppe Buhlstraße«, ein alternatives Finanzierungsmodell: Die Arbeitsgruppe wollte der Firma Decaux, einem Tochterunternehmen der Deutschen Städtereklame, Plätze für Litfasssäulen in diversen Stadtbezirken vermitteln. Decaux hätte der »Arbeitsgruppe Buhlstraße« im Gegenzug Provisionen gezahlt. Obwohl Bulcraig bereits sieben Bezirksausschüsse von dieser Idee überzeugen konnte, scheiterte das Konzept. Die Stadtverwaltung lehnte es ab, die Gelder umzuwidmen. Das Schicksal von »Euro Skate« scheint demnach besiegelt, denn alternative Geldgeber sind nicht in Sicht.

»Mir blutet das Herz«, erklärte Bulcraig auf der Demonstration verzweifelt. Die Geschäftsführerin und ihre Mitdemonstranten erinnerten daran, dass »Euro Skate« nicht nur eine Sportstätte, sondern auch eine sozialpädagogische Einrichtung ist. »Gerade die sozial Schwachen werden bei der Schließung auf der Strecke bleiben«, ist Sabine Bühring überzeugt, Mutter eines jungen Skaters.

Das Ende von »Euro Skate« sei umso unverständlicher, wenn man bedenkt, dass Münchens Schulen jüngst von der Stadt forderten, alternative Sportarten zu erschließen, weil das Interesse am klassischen Schulsport erlahme: »Die Weltstadt München verschläft wieder einmal einen Trend.«

Andere Redner wiesen indes auf einen anderen Widerspruch in der Politik hin: Einerseits streiche sie der Skate-Halle die Mittel, andererseits beklage sie die Vielzahl an übergewichtigen Kindern. Auf den Punkt brachten das auch die Demonstranten: »Rettet die ‚Euro Skate’, damit wir nicht immer nur vor dem Computer sitzen«, stand auf einem Plakat.

Ein anderer Skater erinnerte daran, dass die Skate-Halle international bekannte Cracks wie Kilian Heuberger hervorgebracht hatte: »Sowas wird es in Zukunft nicht mehr geben.«

Die nächsten Skate-Hallen liegen nämlich weit entfernt in Ulm und Salzburg. »Regelmäßig dort hinzureisen, ist für kaum einen finanzierbar«, so der Skater.

Doch die Hoffnung stirbt zuletzt und so machte Bulcraig in ihrer Schlussrede den Zuhörern noch einmal Mut: »Vielleicht können wir die Stadt heute noch einmal aufrütteln.« M. Hoffmann

Artikel vom 06.12.2005
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