Weihnachtskrippen aus Böhmen, Mähren und Schlesien in der Au zu sehen

Au · Aus Holz und Zucker

Lebendige Krippenkunst aus Böhmen, Mähren und Schlesien: »Hallo, aufwachen!« scheint das Schaf dem etwas müden Hirten sagen zu wollen.	Foto: VA

Lebendige Krippenkunst aus Böhmen, Mähren und Schlesien: »Hallo, aufwachen!« scheint das Schaf dem etwas müden Hirten sagen zu wollen. Foto: VA

Au · »O Freude über Freude!«, unter diesem Titel sind ab Montag, 28. November im Sudetendeutschen Haus, Hochstr. 8, Weihnachtskrippen aus Böhmen, Mähren und Schlesien zu sehen. Die Eröffnung ist am Sonntag, 27. November, 17 Uhr. Die Einführung hält Dr. Eva Habel, Heimatpflegerin der Sudetendeutschen, und Michael Ritter, Bayerischer Landesverein für Heimatpflege. Zur Eröffnung spricht auch Bayerns Kunstminister Thomas Goppel.

Die Ausstellung veranschaulicht die reiche und vielfältige Krippentradition der ältesten Krippenlandschaft Mitteleuropas. 1562 hatten die Jesuiten in Prag die erste Weihnachtskrippe nördlich der Alpen errichtet. Die nächsten zwei Jahrhunderte standen Krippen ausschließlich in Kirchen. 1782 verbot sie Kaiser Joseph II. als »ärgerlich« und »kindisch«. Dies hatte jedoch keineswegs den erwünschten Effekt, denn die Leute begannen nun, liebevoll gestaltete Krippen zu Hause aufzustellen.

Gerade in den ehemals deutsch besiedelten Gebieten Böhmens, Mährens und Schlesiens entfaltete das Krippenbrauchtum in der Folgezeit viele regionale Besonderheiten. Zahllose »Kripplesmacher« befriedigten die große Nachfrage; die Bandbreite reichte dabei von der einfachen, hausindustriellen Serienfertigung bis zur geschnitzten Einzelfigur von höchster künstlerischer Reife.

Die Ausstellung präsentiert herausragende Beispiele von Hauskrippen und Krippenfiguren aus verschiedenen Krippenlandschaften: gemalte Papierkrippen aus dem Isergebirge, morgenländische Krippen aus dem nordböhmischen Niederland, eine bewegliche Krippe aus dem Erzgebirge, eine neobarocke Krippe aus dem Schönhengstgau, so genannte Grulicher Figuren aus dem Adlergebirge – ein Export-schlager des 19. Jahrhunderts – und vieles andere mehr. Aus dem Egerland sind vornehmlich Kastenkrippen mit Figuren aus unterschiedlichsten Materialien vertreten, darunter eine wertvolle Königsberger Krippe, die das Museum Karlsbad/Karlovy Vary zur Verfügung stellt.

Ein Krippen-ABC führt in unbekannte Details der Krippenkultur ein. Wer weiß schon, warum »Adam und Eva« in vielen Krippen aus Böhmen, Mähren und Schlesien zu finden sind? Und wer weiß, dass »Hosenmannl« viele Krippen bevölkerten, dass das »Laienspiel« im weihnachtlichen Brauchtum eine große Rolle spielte, oder dass selbst »Zucker« zur Herstellung von Krippenfiguren diente?

Im letzten Abschnitt widmet sich die Ausstellung der Zeit nach 1945. Eine wertvolle Krippe von Sebastian Osterrieder symbolisiert das Krippenschaffen der neuen Hei-mat und verweist zugleich auf die zahlreichen Verbindungen, die schon früher zwischen Bayern und Böhmen bestanden. So genannte Notkrippen und Heimwehkrippen zeigen, welchen Trost die Menschen in der Krippe suchten und fanden. Neuschöpfungen der letzten Jahre runden das Bild ab.

Die Ausstellung ist bis 2. Februar zu sehen und zwar von 28. November bis 8. Januar täglich von 10 bis 18 Uhr, (24., 25. und 31. Dezember geschlossen), von 9. Januar bis 2. Februar, täglich von 13 bis 18 Uhr. Der Eintritt beträgt 2 Euro, Kinder unter 12 Jahren sind frei. Führungen nach Anmeldung (max. 20 Personen) kosten 20 Euro.

Jeden Sonntag (außer 25. Dezember) findet um 14 Uhr eine kostenlose Führung statt. ms

Artikel vom 22.11.2005
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