Festwoche: 50 Jahre Neubau St. Matthäus am Sendlinger-Tor-Platz

Ludwigsvorstadt · »Herrgotts Achterbahn« feiert Geburtstag

Ludwigsvorstadt · »Die Bauaufgabe unterschied sich von allgemeinen kirchlichen Bauaufgaben vor allem dadurch, dass ein von vielen Generationen besuchtes und gewohntes Gotteshaus – in dem die derzeit lebende Münchner Matthäusgemeinde aufgewachsen war – an anderer Stelle und nach neuen Bedürfnissen wiedererstehen sollte«, schrieb der Münchner Architekt Gustav Gsaenger 1955 über seinen neuen Kirchenbau, die evangelische Bischofskirche St. Matthäus am Sendlinger-Tor-Platz.

Er löste die Bauaufgabe mit einem Kirchenbau, der mit seinen geschwungenen Linien in Dach und Außenwand und den organischen Formen im Innern, neue Türen in der Kirchenarchitektur aufstieß. Die Münchner nannten die Kirche schnell »Herrgotts Achterbahn« und schlossen sie in ihr Herz. Dieser Bau öffnet sich dem Besucher nicht von allein, er will entdeckt werden.

Dazu kann und soll die Ausstellung »50 Jahre neue St. Matthäuskirche – Der bedeutendste Sakralbau Gustav Gsaengers« beitragen, die am Sonntag, 20. November, um 11.30 Uhr eröffnet wird. Sie beleuchtet die Vorgeschichte des Neubaus nach dem Abriss der alten Kirche im Juni 1938. Mitten in der Sonnenstraße platziert stand die Kirche den Verkehrsentwicklungsplänen der Nazis im Weg. Ein Neubau wurde der Kirchengemeinde schon beim Abriss versprochen. Doch dauerte es bis zur Einigung über den neuen Standort am Sendlinger-Tor-Platz. Kurz darauf wurde im Juni 1951 ein Bauwettbewerb ausgeschrieben, den Gsaenger gewann.

Entwürfe und Modelle des Architekturwettbewerbs dokumentieren in der Ausstellung das Entstehen des heutigen Baus mit Fotos und vielen Zeichnungen Gsaengers. Auch ist eine Hörstation geplant mit Tondokumenten zur Eröffnung der Kirche und zur Grundsteinlegung. Inge Kuller, die die Ausstellung konzipiert und aufgebaut hat, hofft mit ihr mehr auf das Werk von Gustav Gsaenger aufmerksam machen zu können, der im Münchner Raum allein ein Dutzend weiterer Kirchen neu oder umgebaut hat.

Gsaengers Matthäuskirchen-Bau und dem Leben in ihm gilt die Jubiläumswoche vom 19. bis 27. November in der St. Matthäusgemeinde. Auf dem Programm stehen Orgel-Jazz- und Gesprächskonzerte, ein »Fest mit den Nachbarn«, ein »besonderes Matthäusfrühstück«, das Gebet am Freitagabend und der Festgottesdienst genau 50 Jahre nach der Weihe des neuen Kirchenbaus – wie damals – am ersten Adventssonntag. Den Höhepunkt der musikalischen Feierlichkeiten bieten der Münchner MotettenChor und das Orchester »La Banda« unter Leitung von Hayko Siemens mit der »Marienvesper« von Claudio Monteverdi am Samstag, 26. November, um 20 Uhr. Angela Boschert

Artikel vom 17.11.2005
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