Jugendtreff bekommt großzügige Räume, dafür will Stadt am Personal sparen

Zentrum · Moderne Villa Kunterbunt

Die Neugier wecken: Ins Jugendhaus »Kunterbunt« alias »Kubu« kommen täglich 50 Kinder aus der Nachbarschaft. 	Foto: Nadine Nöhmaier

Die Neugier wecken: Ins Jugendhaus »Kunterbunt« alias »Kubu« kommen täglich 50 Kinder aus der Nachbarschaft. Foto: Nadine Nöhmaier

Zentrum · Begonnen hat alles mit Schuhkartons, in denen Jugendliche aus dem Glockenbachviertel ihre Wunschvorstellungen eines Wohnzimmers als Puppenstube errichtet haben. Mädchen haben ihre Mini-Räume mit vielen rosa Kissen ausgestattet; ein Bub hat ein Zimmer gebastelt, in dem alles schwarz ist – sogar die Fenster.

Aus diesen Vorschlägen – und den Ideen von Pädagogen – ist ein Kompromiss entstanden, der in der vergangenen Woche eingeweiht wurde: Das »Kubu«, wie das Jugendhaus »Kunterbunt« am Glockenbach 14 genannt wird, hat endlich ein eigenes Zuhause gefunden. Finanziert von Stadtjugendamt und Caritas entstand die Einrichtung Anfang der 70er Jahre – als Modellprojekt in der Westermühlstraße zur Eingliederung türkischer Kinder. Das Projekt bewährte sich, 1985 wurde ein Sozialpädagoge eingestellt, in den Folgejahren kamen insgesamt drei Vollzeitkräfte hinzu.

Im Jahr 2000 zog das Kubu um – ins Haus am Glockenbach 14, das es sich fortan mit den Stadtgärtnern teilen sollte. Als jene aber im April 2004 überraschend ausgezogen sind, konnte der 400 Quadratmeter große Gärtnerstützpunkt in einen Jugendtreff verwandelt werden. Mehr als ein Jahr dauerte der 820.000 Euro teure Umbau.

Aus einem Werk- wurde ein Medienraum, aus Umkleidekabinen ein Café. »Bewusst sind die Räume bis heute nicht fertig eingerichtet, denn die Jugendlichen sollen mitgestalten, sollen Möbel suchen und Wände streichen«, sagt Andreas Bochinski, Leiter des Kubu. »Nur dann nehmen sie die Räume auch an.« Der neunjährige David nölt aber schon jetzt in bester Vorpubertäts-Manier: »Es ist ungerecht, dass das Mädchenzimmer schöner ist. Die haben Samtvorhänge und so.« Bochinski erwidert grinsend: »Tja. Die Mädchen haben sich auch mehr um die Einrichtung gekümmert.« Das Café aber lobt David: »Früher war das voll alt«, sagt er, »jetzt hat der Raum gute Farben und einen Kicker!«

Rund 50 Kinder aus dem Viertel besuchen das Kubu pro Tag. Manche kommen gleich nach der Schule zum Hausaufgabenmachen, andere kommen erst später – zum Computer- oder Basketballspielen, zum Tanzen oder Holzarbeiten. Willkommen sind alle 6- bis 18-Jährigen. »Toll ist«, findet Bochanski, »dass das Kubu so groß ist, dass es nicht nur von einer Clique in Beschlag genommen wird.«

Trotz der Freude über das neue Kubu blickt der Leiter allerdings sorgenvoll in die Zukunft: »Die Stadt will uns eine halbe Stelle streichen«, weiß er. »Das wäre schade: nun haben wir solch großzügige Räume bezogen, müssen aber dennoch das Angebot verkleinern.« Ein Thema das auch die Stadtteil-Politiker diskutieren: Die Zukunft des Kubu steht unter anderem auf der Tagesordnung der Sitzung des Bezirksausschusses Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt (BA2) am kommenden Dienstag ab 19 Uhr in der Thalkirchner Straße 76. nan

Artikel vom 20.10.2005
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