20 Jahre »Hickhack« – Milbertshofener Kulturhaus wurde am Samstag eröffnet

Milbertshofen · »Wir haben das Ding!«

Treppenspiel: Jung und Alt lief am Samstag rauf und runter, um das neue Milbertshofener Kulturhaus bis in den letzten Winkel zu inspizieren.	 Foto: dkö

Treppenspiel: Jung und Alt lief am Samstag rauf und runter, um das neue Milbertshofener Kulturhaus bis in den letzten Winkel zu inspizieren. Foto: dkö

Milbertshofen · »Schön, dass ich das noch zu Lebzeiten sehen darf«, freute sich Rosemarie Link am vergangenen Samstag. Bei strahlendem Spätsommerwetter wurde das Kulturhaus in der Schleißheimer Straße 332 eröffnet – endlich, wie die 82-jährige Milbertshofenerin feststellte: »Das war wirklich ein zähes Hickhack!«

20 Jahre lang hatten sich Bürger, Behörden und Politiker gestritten, und viele hatten es schon nicht mehr für möglich gehalten, dass der Streit zu einem positiven Abschluss kommt.

Egal ob Alphornisten, Familienväter, Trachtengruppen, Jugendliche oder die Mitglieder des Fördervereins: überall sah man strahlende Gesichter. Und auch das im Vorfeld als zu eigenwillig und mutig kritisierte architektonische Konzept stieß an diesem Nachmittag auf weniger Widerstand als gedacht. »Es ist schon gewöhnungsbedürftig«, gab sich Anwohner Gregor Reich anfangs noch skeptisch. »Aber ganz ehrlich: ich hab’s mir schlimmer vorgestellt.«

Der signalorangefarbene Bau an der Schleißheimer Straße bietet ein variables Raumkonzept mit großem Theatersaal für Lesungen, Konzerte oder Kabarett, zahlreiche kleinere Räume, sowie einen angeschlossenen Fußballplatz. In der Eingangshalle hat die Künstlerin Sabine Groß im »Milbertshofener Traumarchiv« 881 Träume von Milbertshofener Bürgern dokumentiert.

Einen Faden, den Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) bei der Begrüßung gerne aufnahm: »Zu enge Lederhosen, das ist wirklich ein Albtraum«, scherzte er, doch das war die einzige Kritik. Ude lobte das große Engagement und die Hartnäckigkeit des Trägervereins, stellte aber auch Anforderungen an die Zukunft: »Sich zurücklehnen ist jetzt, wo das Haus endlich steht, nicht möglich. Gerade jetzt beginnt die Arbeit. Dieses Haus muss ein Platz für das Miteinander verschiedener Kulturen und Altersgruppen werden.« Dabei müsse man aktiv auf die Menschen zugehen und dürfe nicht warten, bis sie selbst kämen. Denn in Zeiten knapper Kassen sei das größte aller Stadtteilkulturzentren auch eine Verpflichtung. Ein Luxusbau sei das neue Stadtteilkulturzentrum aber nicht, zumal die Baukosten mit 9,6 Millionen Euro zwei Millionen geringer ausfielen als veranschlagt.

Lydia Hartl, Kulturreferentin der Stadt München, ließ sich dennoch zu einem luxuriösen Vergleich hinreißen: »Dieser Bau ist ein Rolls Royce.« Hartl gratulierte den Milbertshofenern, stellte allerdings für die Zukunft in Aussicht, »das infrastrukturelle Konzept« der Kulturzentren generell einer Prüfung zu unterziehen. »Die gesellschaftlichen Anforderungen haben sich geändert. Wir müssen dem Rechnung tragen«. Doch damit wollte sich an diesem Tag niemand ernsthaft befassen. »Hauptsache, wir haben dieses Ding endlich«, rief ein älterer Herr im Anschluss an den Eröffnungsakt. Und erntete nur Zustimmung. Daniel Köhler

Artikel vom 18.10.2005
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