Der EHC feiert seinen ersten Heimsieg

Na also!

Endlich wieder ein Grund zu feiern: Der EHC holte fünf Punkte in zwei Spielen.

Endlich wieder ein Grund zu feiern: Der EHC holte fünf Punkte in zwei Spielen.

Am Ende war alles fast so wie früher. Die Fans sangen und feierten, Goalie Joey Vollmer legte einen Indianer-Tanz aufs Eisparkett und Stadionsprecher Stefan Schneider zollte der Leistung der Fans vor ihnen auf dem Eis kniend Respekt.

Früher ist etwas mehr als einen Monat her. Damals hatte der Bundesliga-Aufsteiger im ersten Pflichtspiel der neuen Saison für eine Sensation im Pokal gesorgt und die Kölner Haie besiegt. In den ersten vier Heimspielen in der Bundesliga aber hagelte es anschließend nur Niederlagen. Doch im fünften Anlauf wurde die Olympia-Eishalle endlich wieder zur Festung: Der EHC München besiegte am Sonntag die Schwenninger Wild Wings nach einer bravourösen Leistung mit 5:3. Und weil es am Freitag beim Auswärtsspiel in der Lausitz auch einen Sieg nach Penalty-Schießen gab, konnten die Münchner ihr bislang erfolgreichstes Wochenende in der Bundesliga feiern. Fünf Punkte aus zwei Spielen sind ordentlich, zumal, wenn man in den vorherigen acht Spielen gerade einmal deren drei geholt hatte. Dabei hatte die Woche durchaus turbulent begonnen beim EHC. Am Dienstag passierte das, was schon seit einiger Zeit kolportiert wurde: Der Verein trennte sich. Nein, nicht vom Trainer, wie im Sport sonst bei akuter Erfolglosigkeit viel zu oft üblich, sondern von einem Spieler. Nach einem längeren Gespräch habe man den Vertrag mit Kris Goodjohn einvernehmlich aufgelöst. Zumindest war dies die offizielle Version. In Wirklichkeit floh der glücklose Stürmer, der nach seinen zwei Toren gegen Köln im Pokal keine Akzente mehr setzen konnte, regelrecht aus München. Seinen Dienstwagen fand man am Mittwoch morgen, also wenige Stunden nach besagtem Gespräch, vor dem Stadion; die Schlüssel dafür hatte der Kanadier seinem Mannschaftskameraden John Sicinski in den Briefkasten geworfen. Kommentarlos. "Das Ganze hat die Mannschaft aufgeweckt", erklärte EHC-Coach Gary Prior auf Anfrage. "Gegen Lausitz mussten wir ohne zwei ausländische Center antreten - und haben auswärts fünf Tore erzielt. Normalerweise ist es ja ein Nachteil, wenn zwei Center fehlen, aber uns hat das eher geholfen. Die Mannschaft weiß jetzt, worum es geht!" Tatsächlich spielte die Mannschaft gegen Weißwasser und Schwenningen nicht anders als sonst auch: Die Abwehr leistet sich immer wieder einen grausamen Sekundenschlaf und vorne werden die schönsten Chancen teils mangels Präzision leichtfertig vergeben. Die Mannschaft kämpft vorbildlich, aber clever ist sie nicht: Einem Führungstreffer folgt meist ein Doppelschlag des Gegners: Gegen die Lausitzer Füchse lag man sogar mit 3:5 vorne, ehe die Sachsen in den Schlussminuten noch ausgleichen konnten. Und gegen Schwenningen folgten nach der Führung durch Mike Burman gleich zwei Tore der Schwenninger. Dass die Spiele letztendlich doch gewonnen wurden, lag zum einen an der neu-entdeckten Penalty-Stärke der Münchner - vier von fünf Versuchen saßen - und an einem - ebenfalls ganz ungewohnt in München - passablen Überzahlspiel: Sowohl gegen die Lausitzer Füchse, als auch gegen Schwenningen war Mike Burman in Überzahl erfolgreich. Und auch T.J. Guidarellis Tor zum 5:3-Endstand gegen Schwenningen erfolgte in numerischer Überlegenheit der Münchner. Der Mann der Stunde beim EHC ist derzeit, neben den beiden ausländischen Tormaschinen John Sicinski (fünf Treffer) und T.J. Guidarelli (acht Tore), ganz klar Floppo Zeller. Der Tölzer war mit seinen drei Toren gegen Lausitz fast alleine für den Sieg verantwortlich und auch gegen Schwenningen gelang der Kampfmaschine ein Tor. Auch Abwehrboss Mike Burman zeigte sich nach auskurierten Verletzungen am Wochenende wieder auf der Höhe. Dennoch sucht der Verein nach einem neuen Spieler, schließlich ist durch den Weggang Goodjohns eine Ausländerlizenz frei geworden: "Wir suchen eher nach einem guten Verteidiger", so Prior, "aber wenn uns ein richtig guter Stürmer über den Weg läuft, würden wir auch den holen." Ob dieser schon am kommenden Wochenende da sein wird, ist fraglich - der Markt gilt momentan als leer. Brauchen könnte der EHC den Zugang aber schon. Am Freitag geht es auswärts zum Spitzenreiter Dresden. Und am Sonntag kommt es gegen Landshut zu Hause zu einem Derby, das vom Hass-Potenzial fast so hoch einzuschätzen ist wie die stets erinnerungswürdigen Spiele gegen Rosenheim.

Artikel vom 17.10.2005
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