Mangelndes Besucherinteresse: Jetzt plant das Stadtmuseum seine Zukunft

Altstadt · Investieren trotz Verluste

Nur noch 130.000 Menschen im Jahr besuchen das Münchner Stadtmuseum. Zu wenig, um ordentlich zu existieren. Zu viel, um zuzusperren. Foto: Stadtmuseum

Nur noch 130.000 Menschen im Jahr besuchen das Münchner Stadtmuseum. Zu wenig, um ordentlich zu existieren. Zu viel, um zuzusperren. Foto: Stadtmuseum

Altstadt · Vier Euro kostet der Eintritt für das Stadtmuseum, ermäßigt zwei und sonntags ist der Besuch des Museums am Jakobsplatz kostenlos. Das ist nicht viel Geld. Und trotzdem wollen immer weniger Münchner die Ausstellungen besuchen: 2004 fanden nur 130.000 Menschen den Weg ins Museum – wenig im Vergleich zu den bis zu 350.000 Besuchern, die etwa in den Achtzigern jährlich hierher strömten.

Und definitiv zu wenig angesichts der 7,8 Millionen Euro, mit denen die Stadt das Innenstadtmuseum jährlich fördert.

Im Klartext nämlich bedeutet das eine Subvention von 60 Euro pro Besucher. »Wir sind über die Besucherzahlen überhaupt nicht glücklich«, sagt SPD-Stadtrat Nikolaus Gradl. Seit Jahren fordert er daher eine Neuausrichtung des Museums mit seinen vielen kleinen Einzelausstellungen. Vor zwei Jahren fiel ein von der damaligen Museumsleitung angefertigtes Konzept allerdings durch – zu sehr habe sich das Museum damals selbst gelobt und sei nicht bereit gewesen, die Probleme wirklich zu sehen, heißt es aus Stadtratskreisen.

Nun plant das Kulturreferat endlich den Schritt in die Offensive: Das Museum soll umfassend renoviert und umstrukturiert werden. Für rund sieben Millionen Euro sollen bis 2008 der sogenannte Grässeltrakt – der derzeitige Eingangsbereich – und das ehemalige Zeughaus am Oberanger umgebaut werden. In den umzubauenden Gebäudeteilen soll dann eine Dauerausstellung zur Stadtgeschichte Platz finden.

Diese soll rund 40 Prozent der gesamten Ausstellungsfläche einnehmen und einen chronologischen Überblick über die Münchner Stadtgeschichte bieten. Neben dieser »Stadtkultur« genannten Abteilung soll ferner die Abteilung »Urbane Welten« entstehen. Unter diesem Schlagwort sollen aktuelle Ausstellungen, Veranstaltungen und Diskussionen zur Stadtentwicklung stattfinden. »Das Stadtmuseum soll zu dem Ort in München werden, in dem urbane Themen diskutiert werden«, erklärte Kulturreferentin Lydia Hartl das neue Konzept.

Wem das bekannt vorkommt, irrt nicht: Seit rund eineinhalb Jahren gibt es im Stadtmuseum die stadtgeschichtliche Ausstellung »München, wie geplant« inklusive zahlreicher Diskussionsrunden zum Thema. Die Zukunft des Stadtmuseums hat also längst begonnen. Zusätzlich wurde dem Gremium eine Studie einer kanadischen Museumsberatungsagentur vorgestellt, welche die Stadt in Auftrag gegeben hatte.

Das Papier bemängelt vor allem, dass die Münchner ihre städtischen Museen nicht als Einheit präsentieren und vor allem dem Stadtmuseum ein Shop und Serviceeinstellung fehlen würden. Eher einer »Ausstellungshalle als einem Museum« ähnele es derzeit. Um die Vorschläge der Kanadier umzusetzen, bedarf es allerdings Geld. Geld, das die Stadt nicht hat.

Außerdem sieht das Sanierungskonzept noch weitere Umbauten am Haus vor. Dennoch beschlossen die Stadträte vergangene Woche, sich das Gesamtkonzept und alle Vorschläge nochmals ausführlich anzusehen und danach zu entscheiden. Außer von der CSU-Fraktion wurde das von der aktuellen Museumsleitung vorgestellte Konzept übrigens einmütig gelobt. Filippo Cataldo

Artikel vom 13.10.2005
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