27. Seniorenwoche setzt auf neue Möglichkeiten der Heimpflege zu entgehen

Milbertshofen · »Eigentlich ist es akut«

Trend in die richtige Richtung: Siegfried Nadler ist überzeugt, dass Seniorenwohngemeinschaften wie diese eine Möglichkeit sind, der Pflegekrise zu entgehen. Foto: Münchenstift

Trend in die richtige Richtung: Siegfried Nadler ist überzeugt, dass Seniorenwohngemeinschaften wie diese eine Möglichkeit sind, der Pflegekrise zu entgehen. Foto: Münchenstift

Milbertshofen · Wer ihm über den Weg läuft sieht es Siegfried Nadler, Leiter des Alten- und Service-Zentrums nicht an. Ganz ruhig, beinahe gelassen widmet sich Nadler jedem, der auf ihn zukommt. Einzig drumrum tobt Hektik: Telefone klingeln, hier eine Unterschrift, dort ein Stempel und alle paar Minuten ein »kann ich bitte mal den Schlüssel haben«.

»Es ist schon massig Stress in der Vorbereitung«, räumt Nadler schließlich mit ruhiger Stimme ein.

Fast so, als wären die letzten Tage bis zur 27. Seniorenwoche vom 18. bis 21. Oktober ein Klacks. »Das Schwierige ist nicht die Seniorenwoche alleine«, erklärt Nadler. Gleichzeitig müsse das gesamte Konzept des ASZ auf die Neuorientierung der Servicezentren eingestellt werden. »Da kommt schon ordentlich Druck oben drauf.« Mehr zeitintensive Beratung, weniger Geselligkeits-Veranstaltungen dafür Betreuungsgruppen für Demenzkranke – in Milbertshofen grassiere in Sachen Senioren-Leben derzeit generell das große Umdenken. Eine Bedarfsstudie der Stadt habe gezeigt, dass hier »die vollstationäre Versorgung älterer Menschen den höchsten Bedarf in München aufweist«, so Nadler.

Im Zita-Heim, das einzige Pflegeheim des Stadtbezirks, sei zurzeit allerdings ein Aufnahmestopp verhängt. Obendrein steht für 2008 die Schließung des Zita-Heims an.

Neue Ideen müssen her, bevor die Entwurzelung droht, wenn alteingesessene Milbertshofener in Pflegeheimen anderer Stadtteile oder im Umland untergebracht werden. »Deshalb steht die Seniorenwoche unter dem Motto ›Wohnen im Alter zwischen Zuhause und Heim‹«, klärt Nadler auf. Da gibt es Infostände an fünf Standorten im Stadtteil, Vorträge und Bilddokumentationen. Geprägt von Themen wie Seniorenwohngemeinschaften – laut Nadler »die Alternative« im Pflegedilemma – praktische Hilfen und Tipps zur Wohnungsanpassung oder Informationen zur Tagespflege. Alles mit dem Hintergrund: »So lange wie möglich zu Hause bleiben.« Und Nadler wird noch deutlicher: »Die meisten wünschen sich doch, ihren Lebensabend in den eigenen vier Wänden zu verbringen.«

Dass Eigeninitiative dabei immer wichtiger werde, sei bereits jetzt deutlich spürbar. »Eigentlich ist es akut«, fasst Nadler zusammen. »Die Seniorenwoche ist wichtig, um sich diese ganzen Sachen einmal ins Bewusstsein zu rufen.«

Die Seniorenwoche hat nicht nur Senioren zum Ziel. »Es wird immer wichtiger, dass in einer Familie alle an einem Strang ziehen«, weiß Nadler. Deshalb sei das Programm auch in diesem Jahr wieder eine ausgewogene Mischung aus Information und Unterhaltung. Wichtigster Startpunkt sind vor allem die Infostände und der Blumengruß am Dienstagvormittag. »Es ist erstaunlich, wie die Rosen für Stimmung sorgen«, freut sich Nadler schon jetzt auf »tiefgründige Gespräche« auf offener Straße. »Da kommen Fragen auf, an die man selbst nie gedacht hätte.« Ängste, Nöte und Ideen – ganz Milbertshofen als fruchtbares Pflege-Forum.

Informationen gibt es schließlich auch. Am Dienstag findet im ASZ, Schleißheimer Straße 378, ein Vortrag statt zum Thema »Gut versorgt zuhause bei Pflege und Hilfsbedürftigkeit« und am Mittwoch geht es im Pfarrsaal St. Georg, Milbertshofener Platz 2, um »Im Heim daheim oder alternativ versorgt?«. Beide Vorträge beginnen um 14.30 Uhr. Zu einem internationalen Frühstück lädt die AWO-Seniorenbegegnungsstätte, Leopoldstraße 261, am Mittwoch um 14 Uhr. Und im Pfarrsaal St. Lantpert, Torquato-Tasso-Straße 40, findet am Donnerstag ab 14 Uhr ein bunter Nachmittag mit Stadtteilkünstlern und Musik statt.

Zum Abschluss der Seniorenwoche gibt’s einen Gottesdienst im Zita-Heim, Zwillingstraße 4, am Freitag um 14.30 Uhr. Das Programm zur 27. Milbertshofener Seniorenwoche vom 18. bis 21. Oktober ist erhältlich bei allen Einrichtungen der Seniorenarbeit in Milbertshofen oder im ASZ unter Tel. 315 14 77. G. Feind

Artikel vom 11.10.2005
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