Der Spielplatz im Alten Botanischen Garten soll umgestaltet werden

Zentrum · Luxus- oder Kinderoase?

Jutta Schneider leitet das Spielhaus Sophienstraße – und fürchtet wegen neuer Luxusbauten um diese Kinderoase mitten in der quirligen Stadt.	Foto: nan

Jutta Schneider leitet das Spielhaus Sophienstraße – und fürchtet wegen neuer Luxusbauten um diese Kinderoase mitten in der quirligen Stadt. Foto: nan

Zentrum · Kinder kraxeln auf die Kletter-Pyramide, ein Zweijähriger baut eine Sandburg während die Eltern entspannt im Schatten sitzen und den Kleinsten zusehen. 30 Meter weiter balgen sich Jugendliche beim Basketballspiel. Der Spiel- und Bolzplatz im Alten Botanischen Garten am Hauptbahnhof ist eine seltene Idylle, nur einen Steinwurf weiter tobt rund um den Hauptbahnhof der Verkehr.

»Es ist eine perfekte Spieloase«, findet Jutta Schneider, Leiterin des Spielhauses Sophienstraße, einer Einrichtung des Kreisjugendrings München-Stadt im Alten Botanischen Garten. Möglicherweise aber ist es nur eine Oase auf Zeit, denn wegen des so genannten »Parkpflegewerks« anlässlich des Baus des angrenzenden Luxusviertels »Lenbachgärten« wird der Alte Botanische Garten komplett umgestaltet.

Der Spielplatz könnte dabei gravierend verändert werden, wie aus den Entwürfen des zuständigen Landschaftsarchitekturbüros hervorgeht. Falls es dazu kommt, würde das einem Magenschlag für all jene gleichkommen, die sich in der städtischen Kinderarbeit engagiert haben: Erst vor wenigen Jahren nämlich wurde der Spielplatz errichtet – und zwar als modellhaftes Beispiel dafür, wie man in der Diskussion sowohl mit Kindern, Eltern, Jugendlichen und Pädagogen einen optimalen Spielraum erschafft. »Wir haben es hinbekommen, Bedürfnisse von Kindern jeden Alters gerecht zu werden, da sie alle hier spielen können, ohne sich in die Quere zu kommen«, erzählt Schneider. »Und Eltern schätzen, dass der Spielplatz nach außen abgeschirmt ist: Hier kommt keiner her, der nichts mit den Kindern zu tun hat.«

Das könnte sich, so ihre Sorge, ändern, wenn die Entwürfe für die Neugestaltung des Parks zum Tragen kommen: So wird beispielsweise vorgeschlagen, den Park seiner historischen Gestalt anzunähern. Lärm- und sichtschützende Bäume und Büsche müssten hierfür abgeholzt werden, um alte Sichtachsen frei zu legen und frühere Spazierwege zu erneuern.

Hierfür müssten die Spielgeräte in den südlichen Teil des Parks verlegt werden. »Dann aber würden sich die verschiedenen Altersgruppen ins Gehege kommen. Der Spielplatz ist in seiner jetzigen Form ideal«, so Schneider. Das Spielhaus Sophienstraße ist die älteste Einrichtung des Kreisjungendrings in München; kurz nach dem Krieg wurde es erbaut. Es bietet Kindern aus der Maxvorstadt zum Großteil kostenlose Freizeitangebote; ferner übernimmt es die Mittagsbetreuung für die fünften Klassen des Luisengymnasiums. Den angrenzenden Spielplatz nutzen die Spielhaus-Kinder und Kinder aus der Nachbarschaft gleichermaßen.

»Sogar aus anderen Stadtteilen kommen Kinder hierher, weil sich die angenehme Atmosphäre herumspricht«, weiß Schneider. Ob sich diese Atmosphäre ändern soll – das diskutiert der Bezirksausschuss Maxvorstadt am kommenden Dienstag ab 19.30 Uhr in der Türkenstraße 4. Und Ende Oktober spricht die städtische Spielraumkommission zum Thema.

»Es ist zugegebenermaßen eine Chance für den Alten Botanischen Garten, wenn er von Leuten mit Geld verschönert wird«, sagt Schneider. »In puncto Spielplatz aber hoffe ich, dass die Ästhetik und das Geld nicht über die Spiel- und Erlebnisqualität siegen.«

Artikel vom 06.10.2005
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