Ausstellung in der Seidlvilla über die Arbeiterbewegung in Schwabing

Schwabing · »An Jackl packst am End vom Stiel«

Die Dampfkesselmontage bei der Firma Maffei um 1900. 	Foto: Sammlung Rudolf Förth, München

Die Dampfkesselmontage bei der Firma Maffei um 1900. Foto: Sammlung Rudolf Förth, München

Schwabing · Günther Gerstenberg hat für die von ihm konzipierte Ausstellung »An Jackl packst am End vom Stiel« zahlreiche Plakate, Anzeigen, Fotos, Briefe, Aktenauszüge und Flugblätter zu einem beeindruckenden Bild über Alltag, Arbeit und Arbeiterbewegung in Schwabing 1890 – 1933 zusammengestellt.

Sie findet noch bis 11. November in der Seidlvilla am Nikolaiplatz 1 b statt, als Beitrag anlässlich des 100-jährigen Bestehens der Seidlvilla.

Mit »An Jackl packst am End vom Stiel« (den eisernen Hammer packt man am Stielende an und nicht andersherum) wiesen viele Lehrherrn in Schwabing barsch ihre ungeschickten Lehrbuben zurecht. Ob Lehrzeit oder Arbeitsleben überhaupt, es war schwierig und hart. Die »Arbeitsbereitschaft« begann mit dem Aufstehen zwischen halb sechs und sechs Uhr und endete vor dem Zubettgehen. Geregelte Arbeitszeiten kannten die Bediensteten nicht. An fraglosen Gehorsam waren sie gewöhnt. Dabei arbeiteten sie 14 bis 16 Stunden an sechs bis sieben Tagen pro Woche. Sie hausten in staubigen, lauten, stinkigen Kammern ohne Heizung, die sie zum Teil mit Kollegen teilen mussten.

Schon in der Vernissage der Ausstellung am 16. September führte Gerstenberg zusammen mit dem Musiker Andreas Koll mit bissigen, ernüchternden und politischen Texten und Liedern von Karl Valentin oder Christian Morgenstern sowie aus dem »Simplicissimus« in die politisch und gesellschaftlich bewegte Zeit vom Deutschen Kaiserreich bis zur Machtergreifung der Nazis ein und beleuchtete das Spannungsverhältnis zwischen der Emanzipationsbewegung der Arbeiterschaft und der zum Teil heftigen Reaktion des Staates zur Sicherung von Obrigkeitsprinzipien.

Der Seidlvillaverein, der die Ausstellung mit Unterstützung des Archivs der Münchner Arbeiterbewegung, des Kulturreferats der Landeshauptstadt München und des Bezirksausschusses Schwabing-Freimann veranstaltet, bietet zusätzlich Vorträge zur Geschichte Schwabings an.

Die Ausstellung »An Jackl packst am End vom Stiel« ist bis 11. November täglich von 12 bis 19 Uhr geöffnet (außer am letzten Wochenende im Monat und an gesetzlichen Feiertagen). Der Eintritt ist frei. Weitere Informationen darüber gibt es im Internet unter der Adresse www.seidlvilla.de.

Artikel vom 06.10.2005
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